rama an kleinen Geschichten. An diesen fällt auf, daß F. ausgesprochen idyllische Prosastücke entworfen hat (schon 1854 „Die goldene Hochzeit“, noch 1892 „Der alte Wilhelm“, das Porträt eines alten Straßenarbeiters). Auch sie sind mit „Allerlei Glück“ insofern verbunden, als stilles (privates) Glück und betonte Gesinnung gegen äußeres Glück und eine Welt des Scheins gesetzt werden (was bereits für die Gestaltung von „Vor dem Sturm“ wichtig wurde). In welchem untergründigen Zusammenhang Fontanes Lektüre Zolas und die Ausformung des „Graf Petöfy“ (1880—83) stehen, bedarf weiterer Klärung.
Im Längsschnitt aufgearbeitet (vgl. Keiler 1980, S. 585—615), kann man die Rezensionen Fontanes über diesen Konzentrationspunkt zwischen 1878 und 1882 legen. Die Rezensionen stellen in ihrer Gesamtheit eine künstlerische Selbstverständigung dar, obwohl sie Romanen und Theaterstücken anderer Autoren gelten. Zu Paul Lindaus Roman (1886) „Der Zug nach dem Westen“ (vgl. Betz 1979, Festschrift Jolles, S. 252—265) hat F. formuliert, was er bereits zu G. Freytag und Spielhagens Romanen (1875), aber auch zu Pantenius, Kielland, Kretzer, Mauthner, Glasbrenner und Stinde (vgl. Grieve, Festschrift Jolles 1979, S. 535—544) angedeutet hatte: „Es fehlt uns noch immer ein großer Berliner Roman.“ Die kritische Rezension Zolas war vorangegangen, Auseinandersetzungen mit Turgeniew, Ibsen und Tolstoi sollten folgen. Alle diese Rezensionen, einschließlich der beiden kleinen theoretischen Erörterungen „Über Realismus und Romantik“ (1881), sind der zeitgenössischen Debatte verpflichtet, entspringen einem Polemikfeld, das sich gegen die verballhornte Klassik auf dem Theater und falsche Romantik in der Trivialliteratur richtet, und nicht zuletzt: der Suche nach Maßstäben für einen angemessenen Gesellschaftsroman in der Gegenwart. Bemerkenswert ist, daß auch die Abgrenzung vom frühen Naturalismus (Milieufatalismus) mit der Forderung nach „Schönem“ (Verklärung) — „mehr Licht, weniger Schatten“ — eng verbunden ist mit der Suche nach einer sich von der zeitgenössischen Literatur unterscheidenden Schuld- und Motivgestaltung (Keiler 1980, S. 601). Was die beiden Ebenen miteinander verbindet, läßt sich nicht in einer Beobachtung ausschöpfen. Die neue Position bildet ein wichtiges Zentrum gegenüber ganz unterschiedlichen Autoren und Werken. Gegen das „Klipp-Klapp-Spiel von Schuld und Sühne“ in der zeitgenössischen Literatur seien Goethe und Sophokles schwer nachzuahmende, aber auch unübertroffene Muster. Tendenziell zeigen die größeren Pressearbeiten einen Trend, der auch die literarische Selbstverständigung bestimmt — eben jene Suche nach einem überindividuellen Maß für menschliches Verhalten. H.-H. Reuter hat gezeigt, daß mit solchen „Ausnahmefällen“ Typisierungsfragen verbunden sind und der Weg zum Gesellschaftsschriftsteller beschritten wurde. D. Sommer nennt diese literarische Arbeit zwischen „Prädestination und soziale(r) Determination“ (1966, 1971 und 1975 in GDL 8.2) eine neue Stufe der schriftstellerischen Arbeit bei Fontane, die er in „Cecile“ gelungen und verkörpert sieht. Es bleibt bemerkenswert, daß die Aufsätze Fontanes zu diesem Thema Fragen nach dem Publikumsbezug und möglichen Wirkungen seiner Texte („Erhebung“) einschließen (vgl. Keiler 1980, S. 589; vgl. H. Richter 1969, S. 693).