Heft 
(1985) 40
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ihm, weil es es will, auch geboten wird. [...] Ich passe mit meiner Dame nicht auf den Ball, und der Ball paßt nicht zu mir.

F. an O. Neumann-Hofer (21. 7. 1894)

Dieser Bericht war mit H. Kreuzer (1975) davon ausgegangen, daß Trivial­literaturforschung zu einer Erweiterung des herkömmlichen Literatur­begriffes drängt. Obwohl dieser Prozeß in der DDR andere Gründe hat, als F. Betz sie für die westliche Welt hervorhebt (Betz 1983, S. 201; Kliche 1985, S. 275), kann mit Blick auf die Fontane-Forschung übereinstimmend von Fortschritten und Aufgaben gesprochen werden.

Die reichgegliederte Fontane-Forschung hat heute spezielle Untersuchungen zum LL weiterzuführen und allgemeinere methodische Konsequenzen zu berücksichtngen. Was Ch. Jolles nebeneinander sieht (1983 3 ; S. XIXIII), kann als arbeitsteiliger Prozeß der Forschung verstanden werden, dessen Teile und Bereiche zusammengehören. Die Berücksichtigung des gesamten Spektrums zeitgenössischer Literatur (im großen Literaturgeschichtspro­jekt der DDR der 70er Jahre) kann dabei orientierend wirken.

Noch einmal sei betont, daß weder die gesamte Fontane-Forschung der letzten Jahre noch andere wichtige Arbeiten zur Sozialge,schichte der Kunst in diesen Bericht einfließen konnten. Solche Darstellungen wurden ausgewählt, die Thesen enthalten und denen Anregungen in Richtung auf die geplante KonferenzTheodor Fontane im literarischen Leben seiner Zeit abzugewinnen waren.

Natürlich schließt das ein, daß einer Akademierede (wie der von P. De- metz, 1970) nicht das Gleiche wie soziologischen Untersuchungen zur Publikumsentwicklung (wie denen von R. Wittmann, 1976/1981) abver­langt werden kann. Aber in diesem Bericht, der auf Integration und Syn­these zielt, muß andererseits auf die Grenzen der Spezialuntersuchung verwiesen werden. Auf das Ganze kommt es an, das nur in Teil-Schritten zu haben ist.

Wir stimmen mit F. Betz völlig darin überein, welche Einzelarbeiten von besonderem Wert wären (Betz 1983, S. 216220): Korrespondenzen mit Verlegern und Herausgebern, detaillierte Vergleiche zwischen Buch und Vorabdruckfassungen, Fontanes eigene Rolle im Distributionsbereich, Untersuchungen über Fontanes Texte und die anderer Autoren in den Leihbibliotheken der Zeit und zu Subskriptionslisten (etwa für die erste Sammelausgabe, die W. Hertz für unverkäuflich hielt). Die Ermittlung und Zusammenstellung möglichst aller zeitgenössischen Kritiken zu Fon­tanes Werken wie auch die Rolle anderer Autoren bei der Propagierung dieses Werkes und ihrer Beziehungen (direkter und indirekter Art) zu Fontane würden manches Urteil in Frage stellen. Die Feuilletonspalten der Tageszeitungen wie auch Angaben zu den Abonnenten (als potentieller Leserschaft) sind ebenso interessant wie Einzeluntersuchungen zum Text in der genannten Weise. Es fällt auf, wie wenig differenzierte sprach- stilistische Untersuchungen zu Gedichten (vgl. K. Richter 1980, 1985) und Erzählungen vorliegen. Das ist nötig, um auch den Weg nach vorn zu

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