gehen, „to better understanding of Fontane in historical context“. (Betz 1983, S. 220) Mannigfache Einbettung und Differenzierung ist möglich, wenn F. nicht isoliert gesehen wird. Mehr Augenmerk sollte „all such comparative analysis“ darauf richten, ob Grundmuster der Trivialliteratur wie Kitsch oder Sentimentalität wiederkehren und, so dürfen wir sicher hinzufügen, wie sie wiederkehren, einfunktioniert und verarbeitet werden. Erzählerische Momente wie „idyllic forms, genre scenes, fate themes, happy vs. tragic endings“ (S. 219) sind als Rückkopplung in den Arbeits- und Aufnahmeprozeß eingeschlossen. Eine so breite Fundierung der Fontane-Forschung könne dann, meint Betz (der eine Vielzahl solcher Beiträge geleistet hat), wie ein Korrektiv gegenüber bestimmten Einseitigkeiten der bisherigen Forschung wirken, als „a corrective to the study of Fontane exklusively in terms of his own development“ (220). Fontane als Autor der deutschen und der europäischen Weltliteratur zu verstehen, dies setze eine „more balanced evaluation of all his novels“ (S. 220) voraus (vgl. Remaks Versuch, 1980).
Die komplexe Erforschung des Fontaneschen Werkes liegt uns am Herzen, daher rührt unser Interesse an allen Bereichen des „Literarischen Lebens“. Entgegen W. Paulsen möchten wir dabei den gesellschaftlich engagierten Neuansatz der sog. Fontane-Renaissance aus den 60er Jahren fortführen, der mit der Wiederentdeckung der Friedlaender-Briefe verbunden war. W. Paulsen meint (1981, S. 506 u. 508):
„Was wir nicht mehr brauchen, weil das Thema nun wirklich erschöpft ist, sind weitere Elaborate über Fontanes Verhältnis zur Gesellschaft seiner Zeit, mit oder ohne Berufung auf Marx oder Hegel. [...] Ich verstehe natürlich das nicht nachlassende Interesse junger Deutscher an diesen die deutsche Geschichte schwer belastenden Zusammenhängen und daß die Gesellschaft, in der sie leben, sie bedrückt. Aus Fonante aber ist dafür nichts mehr zu gewinnen ... “ (1981, S. 506 u. 508)
Vordergründige Polemik würde sicher entgegnen, daß darin W. Paulsens eigenes Gesellschaftsbild erscheint (wie immer, nicht unabhängig vom Geschichtsbild). Uns aber geht es um mehr; und globale Aussagen über das kritische Element bei Fontane helfen der Forschung heute tatsächlich nur sehr bedingt. Wenn unser Bericht auf die Vielzahl von Vermittlungen aufmerkam machen konnte, ist seine Aufgabe erfüllt.
Man kann sehr wohl, etwa mit Kl. R. Scherpe, davon ausgehen, daß aus der „Distanz von mehr als 80 Jahren Weltgeschichte“ inzwischen mehr als „Fontanes Preußen“ anachronistisch wurde (Scherpe 1978, S. 56; vgl. Wruck 1982). Aber man sollte keineswegs den auch von Ch. Jolles (1983, S. XII) bemerkten „schärferen Blick“ der „junge(n) Generation für die gesellschaftlichen Akzente“ von jenem anderen, auch von W. Paulsen befürworteten Interesse für die gestalterischen „Finessen“ trennen. Eine Kunstkritik ohne gesellschaftshistorische Momente wäre ein tatsächlicher Rückschritt. Wie aber flache Analogien vermeiden? Nicht zuletzt durch eine breitere literarhistorische Fundierung, die den Leser von heute zu mehr Souveränität, zur freieren Verfügung über die alten Texte befähigt
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