— die das historische Ursprungsfeld (LL) aufhellt, damit die Begegnung heute (unter anderen Bedingungen) schöpferisch sein kann: Archivierung, Edition, geschichts- und dichtungsgeschichtliche Forschung sind zur Zusammenarbeit auf gerufen:
1. zur weiteren Sammlung, Herausgabe und Erschließung der Texte, wie sie mit den drei großen Gesamtausgaben in der Gegenwart begonnen und durch das Fontane-Archiv befördert worden sind. Internationale Projekte, wie die Gesamtverzeichnung der Briefe oder die Zentralisierung der Werkmanuskripte an einem Ort, liegen in dieser Richtung. Der Wert dieser Arbeiten ist groß, die Verbesserung des Kommentars eine bleibende Aufgabe.
2. zur Aufarbeitung „weißer Flecke“ der Forschung, wie etwa der Kriegshistorik. Dies bleibt nötig, nicht allein, weil F. bemerkt hat, er sei darüber erst eigentlich zum Schriftsteller geworden, sondern auch darum, weil die journalistischen Arbeiten in ihrer Bedeutung für das erzählerische Werk noch ungenügend erschlossen sind. Daß z. B. die Frankreich-Bücher grundlegend neue Positionen zu den Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts enthalten, hat Sagave (1983) gezeigt. Die vollständige Verzeichnung der zeitgenössischen Rezensionen (wie sie zu einzelnen Werken schon vorhanden sind) käme dem Kommentar der großen Aufgaben ebenso zugute wie die Erschließung noch ungenutzter Arbeitsnotizen (die nicht gedruckt sind).
3. Die komplexe Untersuchung des Gesamtwerkes von interessanten Konzentrationspunkten her (wie z. B. dem „Start“ als sog. freier Schriftsteller) würde wahrscheinlich nicht schnell zu einer neuen Gesamtdarstellung führen. Vielfach gegen H.-H. Reuter polemisierend, bleibt E. Verchau (1983) dessen Darstellungsprinzip stärker verhaftet, als er dies anstrebt. Die Konzentration auf noch einzugrenzende Schaffensphasen von unterschiedlichen Ausgangspositionen aus, vom Text her, der literarischen Kommunikation aus, von Geschichte und Wirkungsgeschichte her, äußere und innere Biographie miteinander verbindend, solche komplexen Untersuchungen werden immer dringlicher. Dazu gehören Hilfsmittel.
4. Verdienstvolle bibliographische Vorarbeiten müssen in absehbarer Zeit zu einer umfassenden Fontane-Bibliographie zusammengefaßt werden. (Vgl. Schobeß I960, Koester 1968, Jolles 1983.) Dabei wäre ein Weg zu finden, wie das unersetzbare Wissen vieler ausgezeichneter Kommentare in verstreuten Ausgaben und Erstveröffentlichungen auch denjenigen zugänglich gemacht werden könnte, die nicht über alle Ausgaben verfügen. Damit sind Fragen nach der Anlage einer solchen Bibliographie gestellt, die die Frage erweiterter kritischer Textausgaben einschließt. Vorschläge dazu werden als Sonderdruck zu unserer Konferenz vorgelegt.
5. Faßt man „Literarisches Leben“ weit, so verbinden sich damit die allgemeinen Momente der Geschichtsentwicklung und die Besonderheiten einer Künstlerbiographie. LL erweist sich als Teil des umfassenden Verhältnisses von Literatur und Gesellschaft. Darum benötigen wir neue Forschungen der Geschichtswissenschaft (wie sie zu Bismarck
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