Heft 
(1881) 296
Seite
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gewähren uns die Anhaltspunkte dafür, daß hier nicht völlig heterogene Bevölkcrungs- elemcnte sich zufällig neben einander grup- pirt haben können, sondern daß der afrika­nische Contincnt mit seiner großartig einför­migen physischen Beschaffenheit, mit seinen über ungeheure Gebiete gleichmäßig sich er­streckende» Pflanzen- und Thicrformen (inner­halb deren freilich auch wieder die Variation sich unendlich tyätig zeigt) nur einen einzigen großen Stock der Menschheit in sich berge."

lieber den nordamcrikanischen Continent ist ein großes Jllustrationswerk erschienen: Nord­amerika, seine Städte und Naturwunder, sein Land und seine Leute; herausgegeben von Ernst v. Hesse-Wartegg (Leipzig, Weigel). Die Herausgabe dieses Werkes ist thatsächlich als ein Verdienst zu betrachten, da es bisher in der populären ethnographischen Literatur an einer Beschreibung des gesammtcn nord­amerikanischen Continents fehlte. Hesse-Wartegg berücksichtigt in seinem Werke Alles, was irgendwie Interesse für den Leser haben könnte. Städte und Gegenden, das sociale Leben der in so verschiedenartigen Typen vertretenen Bevölke­rung Nordamerika's, der Culturzustaud der wil­den Völkerschaften u. s. w. werden in den ein­zelnen Capiteln, die theilweise von den hervor­ragendsten amerikanischen Schriftstellern, wie Bret Harte, Bayard Taylor, Udo Brachvogel u. s. w., hcrrühren, geschildert. Die zahlreichen Illustrationen, theils in den Text eingefügt und theils Vollbilder, sind schön ausgeführt; besonders sind die Städte- und Landschafts­bilder hervorzuheben, die meist einen über­raschenden Anblick darbietcn.

Amerika ist ferner vertreten durch Studien unter den Tropen Nordamerikas, von Or. Franz Engel (Jena, Mauke). Es ist eine Serie einzelner selbständiger Aufsätze über Land und Leute, Klima und Vegetation im tropischen Amerika, wo Engel viele Jahre ge­lebt hat. Das Buch könnte trotz der wissen­schaftlichen Gründlichkeit, mit welcher cs ge­schrieben ist, ein großes Gedicht in Prosa ge­nannt werden. Die Formvollendung und der immer in gleicher Höhe sich erhaltende Schwung der Sprache tragen viel dazu bei, daß selbst rein wissenschaftliche Erörterungen, wie z. B. das Capitel über die klimatischen und terri­torialen Zonen des tropischen Amerika sich äußerst anziehend und fesselnd für den Leser gestalten. Im Uebrigen schildern dieStu­dien" die socialen und culturelleu Verhältnisse der unter den amerikanischen Tropen lebenden Nationalitäten. Sehr bemerkenswert!) ist, was Engel über das Berhältniß des weißen zum farbigen Einwohner sagt, und auch das Capitel über das Sinnen- und Seelenleben der Men­schen unter den Tropen ist ein kleines völkcr- psychologisches Meisterstück.

he Monatshefte.

Ein Werk, welches nur bedingt zur ethno­graphischen Literatur gezählt werden kann, möge wegen seiner eminenten wissenschaftlichen Bedeutung für die Zoogeographie noch hier genannt werden: Die Tropeuwett, nebst Ab­handlungen verwandten Inhaltes, von Alfred R. Wallacc. Uebersetzt von Dr. David Brauns (Braunschwcig, Vieweg L Sohn). Die lteppigkeit und Pracht der Tropenwelt ist ein vielbesprochenes Thema, über das im Grunde wenig Neues zu sagen ist. Reisende und Naturforscher stimmen in dem Lobliede überein, dasZie demselben widmen, und nicht selten übertreiben sie auch die Reize des Lebens in der heißen Zone, die Wärme und den Sonnenglanz, die herrlichen Pflanzcnformen, die strahlenden Farben der Blüthen, Vögel und Jnsecten. Jeder auffallend schöne Gegen­stand ist ausführlich beschrieben die Sccncrien und Naturereignisse sind von Meisterhand und in glühenden Farben geschildert. So viel mir bekannt, hat indessen noch Niemand sich der Aufgabe unterzogen, die Dinge znsammenzn- stellcu, welche für die Tropcuzone wesentlich sind, und zugleich die Ursachen und Bedingun­gen der dortigen Vorgänge in der Natur fest- zustellen." Diese Aufgabe hat sich nun der berühmte Verfasser, der während eines zwölf­jährigen Aufenthaltes in der Acquatorialzone den Stoff zu seinem Werke gesammelt hat, gestellt. In den ersten Capiteln behandelt Wallace Klima, Vegetation und Thierleben, und die anderen Capitel stehen mit diesen in enge­rem oder weiterem Zusammenhänge. Inter­essant ist es, daß Alfred Rüssel Wallace, ein Mitbegründer der darwinistischen Theorie von der natürlichen Zuchtwahl, bei der Untersuchung der Gesetze und Erscheinungen der Färbung organischer Wesen und bei der Erörterung der besonderen Entwickelung derselben in beiden Geschlechtern, ferner bei dem Studium der be­sonderen Anhänge, Schmucksedcrn u. s. w. der Männchen von manchen Jnsecten- und Vogel­arten sich allmälig eine Theorie ausgebildet hat, die der Darwin'schen Theorie geradezu widerspricht. Das letzte Capitel behandelt die geographische Verbreitung der Thicre und die Veränderungen der Erdoberfläche, auf welche dieselbe hinweist, und in diesem Abschnitte faßt Wallace die Resultate seiner großen thiergco- graphischeu Forschungen in meisterhafter und prägnanter Kürze zusammen. Das bedeutende Werk ist in einem Stile geschrieben, der es Jeden: ermöglicht, den interessanten Auseinandersetzun­gen des Verfassers mit Verständniß zu folgen. Die Verdeutschung ist eine des Originals durchaus würdige und kann als Muster einer Übersetzung, wissenschaftlicher Werke gelten.

Noch drei neuere Erscheinungen sind zu be­rücksichtigen, die ihrer ganzen Anlage nach ge­eignet sind, in weite Leserkreise zu dringen.