dieses Wanderungskapitel sehr aufmerksam, besonders die Abschnitte über die Gräfin Emilie von Schlabrendorf und Johanna von Scharnhorst, so scheint es naheliegend, daß sie die Vorbilder der Schwägerinnen in den „Poggenpuhls“ sein könnten, der Generalin Josephine und der Majorin Albertine Pogge von Poggenpuhl. Der Roman gibt zwar keineswegs eine genaue Zeichnung der beiden Frauen aus dem Wanderungskapitel, aber man spürt, daß Beziehungen zwischen dem Roman und „Groben und Siethen“ bestehen. Bisher ist-nicht bekannt, daß es diese direkte stoffliche Quelle zu dem Roman „Die Poggenpuhls“ gibt.
Emilie von Schlabrendorf war kinderlos, wie die Generalin im Roman. Sie nahm wie zur Erprobung ihrer pädagogischen Talente — Kinder, namentlich junge Mädchen, ins Haus... 1,1 In den „Poggenpuhls“ nimmt die Generalin ihre Nichte Sophie zu sich. Emilie von Schlabrendorf fährt mit ihrer Nichte nach Wildbad; im Roman ist es Bad Pyrmont, welches Tante und Nichte besuchen.
Johanna von Scharnhorst war erst 23 Jahre alt, als sie Witwe wurde. Die Majorin im Roman muß 1870 ebenfalls eine junge Frau gewesen sein, als der Major Alfred von Poggenpuhl bei Gravelotte fiel. Im Wanderungskapitel zitiert Fontane briefliche Mitteilungen eines Verwandten Johanna
von Scharnhorsts, in denen es über sie heißt: . eines fehlte ihr: die
rechte Freudigkeit der Seele, was ich doch mehr als einmal als einen wirklichen Mangel empfunden habe. Sie stand nicht nur in der Melancholie, nein, sie pflegte sie direkt, und das alte Fräulein von Görtzke traf es durchaus, als sie mal in ihi-er humoristisch-treuherzigen Weise sagte: ,Frau Johanna fühlt sich nur wohl, wenn sie neben ihrer alltäglichen Sorge noch ein ganz besonderes Unglück in der Tasche hat. 1 “ 2 Da wird man an „die etwas sentimental angelegte Dame“, die „gern vom Sterben sprach“ 3 erinnert, an die Majorin von Poggenpuhl.
Das „alte Fräulein“ Luise von Görtzke wohnte in Großbeuthen, ganz in der Nähe der ehemaligen Quitzowburg Beuthen, nur wenige Kilometer von Groben und Siethen entfernt. Fontane beginnt das Kapitel „Groben und Siethen“ mit „ ... Schloß Beuthen, das die Quitzow-Anhänger gegen den Nürnberger Burggrafen hielten. .. “/* Dieser Aufstand der Quitzows zieht sich leitmotivisch durch den Roman. Darin besteht eine weitere Beziehung zum Wanderungskapitel „Groben und Siethen“.
Als mindestens ebenso gewichtig erscheint das Folgende: Einen Teil der Romanhandlung verlegt Fontane ins Riesengebirge, in das Schloß Adamsdorf. Dort verbringt Sophie, die Nichte der Generalin, längere Zeit, wobei ihre künstlerischen Neigungen hervortreten. Im Roman heißt es: „Statt mit dem Malen von Wappentellern bin ich ... mit Ausmalung unsrer protestantischen Kirche ... betraut worden, und zwar sollen in all die tiefer liegenden Felder, die sich um die Kirchenempore herumziehen, auf Holz gemalte biblische Bilder eingelassen werden ... “ 3 In den „Wanderungen“ sind es „die unscheinbar gewordenen Wappenschilde“, die in der Siethener Kirche „die Wandung der Emporen umkleideten“, welche die beiden Kusinen Johanna und Agnes von Scharnhorst aus- malen. 0 Übrigens ließ Fontane im Roman ein Bild aus der Kirche eines
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