Heft 
(1985) 40
Seite
234
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17. August 1882, S. 75, und vom 8. August 1883, S. 78). Irritierend ist die nachlässige Praxis, zwei Zitate aus demselben Brief als getrennte Auszüge in umgekehrter Reihenfolge abzudrucken, so daß der Eindruck entsteht, es handle sich um Zitate aus verschiedenen Briefen (S. 11 f., S. 22, S. 36 f., S. 681, S. 721).

Der Herausgeber G. Berron leitet dieAusgewählten Kostbarkeiten mit einigen knappen Bemerkungen über Leben, Werk und Selbstverständnis des Dichters ein. Die Auszüge aus Briefen, Gedichten und Romanen sind neun Abschnitten zugeordnet, die jeweils einem thematischen Leitgedan­ken gewidmet sind (z. B.Mensch und Mitmensch,Kunst des Lebens, Dichtertum). Innerhalb der einzelnen Abschnitte jedoch fehlt ein über­greifendes Ordnungsprinzip. Auch hier vermißt man, da selbst auf all­gemeine Quellenangaben und Datierungen verzichtet wurde, jeglichen Anhaltspunkt für eine weiterführende oder auch nur erklärende Einord­nung der zitierten Textstellen. Die wenigen Gedichte vermitteln kein nachhaltiges geschlossenes Bild, da sie z. T. nur als Bruchstücke wieder­gegeben werden eben jene Verse und Strophen, welche sich widerstands­los dem jeweiligen Leitwort unterordnen. Ähnliches gilt für die Zitate aus Briefen und Romanen: Einzelne Sätze, Aussprüche mit Sentenz­charakter wurden als Bruchstücke aus einem dem Leser nicht gegenwär­tigen Zusammenhang herausgelöst und so zu scheinbar in sich abgeschlos­senenMonumenten der Lebensweisheit.

Das eben ist das Mißliche solcher Anthologien des Fragmentarischen, daß durch die Isolierung vom ursprünglichen literarischen oder persönlich­individuellen Kontext, durch das unvermeidliche (?) Zerschneiden der überall angeknüpften Beziehungsfäden das Relative zum Absoluten erklärt oder zumindest als solches präsentiert wird. Bei Zitaten aus Romanen muß die kompositorische Bindung an Perspektive und Sprechsituation der Romanflguren verlorengehen. Erzähler, Autor und Privatperson Fontane werden gedankenlos identifiziert; es bleibt ein Ausspruch des großen Dichters Theodor Fontane, der sich dankenswerterweise zu allen Dingen des menschlichen Lebens geistreiche Gedanken gemacht hat. Durch die Art der Präsentation die unverbundene Aneinanderreihung des Disparaten geht manches von der Eigenart des Stils verloren. Subtiles kann zu Plaka­tivem werden, Humorvolles zum Witz ohne Beziehungsumfeld: Der Reiz des Relativen und Relativierenden kühlt in der Nivellierung zum Absoluten merklich ab.

Franz Sutter präsentiert ausgewählte Gedichte Fontanes unter dem Leit­wortWer schaffen will, muß fröhlich sein. Die Wahl des Titels (ein Vers aus einem Spruch Fontanes) sowie die Tatsache, daß diese Miniatur­edition in der ReiheKrisenbibliothek der Weltliteratur erscheint, lassen darauf schließen, daß auch sie als eine Art literarische Hausapotheke verstanden sein will. Die Auswahl bietet auf knapp 90 Seiten etwa fünfzig Gedichte, die nicht chronologisch (Alterslyrik steht neben Gedichten der vierziger Jahre) und nur grob thematisch (Lebensweisheiten und Sprüche, einige Balladen) gruppiert sind. Die Auswahl gewährt einen kleinen Einblick in die Vielfalt und Differenziertheit des lyrischen Schaf-