Heft 
(1986) 41
Seite
262
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Lieber Fontane!

Hoffentlich bedarf es dieser Zeilen nicht, Sie an die Stunde morgen um 3 Uhr als Beginn des dieswöchentlichen Rütli bei mir, zu erinnern. Ich schreibe die Erinnerung auch nur, um hinzufügen zu können: daß Sie mit Freund E. morgen doch ja wegen seiner Balladen für die Argo definitive Rücksprache nehmen oder wenigstens das dazu Erforderliche überlegen wollen. Gerade wegen der Eigenthümlichkeiten, über die wir gestern sprachen, und weil er im Uebrigen doch der beste Mensch von der Welt ist, hat man doppelte Pflicht, ihm soviel als irgend möglich entgegen zu kommen.

Heute wieder gegen 10 Stunden nichts als Nacharbeiten für das Jahrbuch! bald reißt meine Geduld.

In steter Treue Ihr

23/6.53 F. Kugler

Nr. 10

Ich habe es höchstlich bedauert, lieber Fontane, daß Sie gestern vergeblich bei mir gesessen haben; ich war zu Grosses u. dann in den Verein für mittelalterl. Kunst gegangen. Jedenfalls würde ich heut noch zu Ihnen hinauskommen. Da Sie sich selbst aber bereit erklären, nochmals zu mir zu kommen und da sich heut vielleicht noch dieser oder jener z. B. Eggers einstellt, so bleibe ich lieber zu Hause und bitte Sie also recht sehr, mir für heut Ihren Besuch zu schenken, und zwar so zeitig wie möglich, damit ich mich thunlichst lange Ihres Hierseins freuen und hier auch Alles gründlich abgesprochen werden kann. Haben Sie auch noch zu Lesendes? es wäre sehr hübsch.

Ihr getreuer

B. 28/6.53 F. Kugler

Nr. 11

Lieber Fontane!

Dürkheim, 22. Juli 53

Haben Sie den allerschönsten Dank für Ihren Brief vom 18 ten , der (mit dem Neu Ruppiner Poststempel des 19 ten versehen) heut früh glücklich in meine Hand gelangte, obgleich Sie unsern damaligen Wohnort alsin Baden befindlich bezeichnet hatten. Es giebt nemlich mehrere Dürkheims in der Welt; eine unbekannte Postfrau hatte aber die dankenswerthe Vermutung in Rhein-Bayern hinzugefügt und so waren dem Brief weitere Irr­fahrten erspart worden. Es freut uns Alle von Herzen, daß Ihnen Ihr Landaufenthalt so wohl tat, Ihre Schilderung Ihrer dortigen Existenz hat uns großen Spaß gemacht. Wegen der 100 rth. haben Sie, was deren ursprünglich bewegende Ursachen betrifft, allerdings nicht falsch gerathen; Illaire hatte mir auch schon vorher gesagt, daß einstweilen wohl nicht mehr als etwas Derartiges, als Beisatz zu Ihrer Kur, würde geschehen