könne», und ich hatte für mich gemeint, daß immerhin auch das zu acceptiren sein möchte u hätte nur gewünscht, daß die Sache mit ein Paar einfachen Allerh. Worten begleitet gewesen wäre. Meine Wünsche, die ich Illaire in einem ausführlichen Schreiben (nebst Belegen!) motivirt hatte, waren freilich auf wesentlich Andres hinausgegangen; indeß sehe ich ein, daß das jetzt schwieriger sein mag, als früher, da Geibel seine hübsche kleine Pension (durch Rumohrs Vermittlung) erhielt. Denn das eben war von vornherein, mit den Bemerkungen Ihres Briefes übereinstimmend, meine Ansicht, daß Tages Schriftstellerei — wenn auch vielleicht nicht unter allen Umständen — ertödtend auf den Poeten wirken muß. Doch kann jene Bewilligung, zumal in Verbindung mit der Ihnen schon früher geschenkten Allerh. Aufmerksamkeit (von der mir auch Illaire sprach) vielleicht ein Anknüpfungspunkt für Weiteres sein; und wenn Sie mir verstatten wollen, daß was ich unberufen begonnen, auch Zeit und Gelegenheit weiter zu verfolgen, so wollen wir’s wenn wir wieder in Berlin sind, gründlichst berathen, wem und wie man vielleicht weitre Schreiben vorsetzen kann. Geschehen doch mancherlei seltsame Dinge in der Welt! warum sollte es in diesem Fall absolut unmöglich sein? und vielleicht findet sich, wenn auch keine absolute Sinecure, doch Besseres als die Zeitungswirthschaft. Ich habe zwar augenblicklich keine Ahnung; aber es kommt oft genug über Nacht, woran man am Abend noch nicht dachte.
Daß unser hiesiger Aufenthalt allerliebst ist, können Sie sich vorstellen. Mitten im gastlichen Weinlande, also in einer klimatischen Milde, wie man sie nicht schöner wünschen kann. Mächtiger voller Wald (Eichen, Buchen, Tannen) zwar nicht in unmittelbarer Nähe, — der hätte auch das Klima schon etwas derber gemacht; aber doch Kastanien Waldungen (ächte) und über diesen allerdings Fichten, wie bei uns. Zu einer Seite Berge (mehrstündig zu ersteigen) Felsen, Klippen, Gebirgsthäler der mannigfachsten Art, von den Höhen und über die Höhen der Blick wie über ein ungeheures ruhendes Meer und nach den ersten Vorbergen doch auch gewaltiger deutscher Laubwald; zur anderen Seite die Abflachung als die lockendste Ebene, üppige Weinfelder zunächst soweit man blickt Nußalleen, Obstbäume mannigfachster Art. Unsere Wohnung „in den vier Jahreszeiten“ ganz comfortabel, am Mittags- u Abendtisch und auf dieser oder jener Gebirgspartie mit aller Art Leuten, die hier ähnlich bummeln und manches Mal auch liebenswürdig sind, gefunden etc. etc. Ich für meine Person habe allerhand tolle Märsche gemacht („wie es die Norddeutschen lieben“ sagen die Leute hier, trotz ihrer Preußen Verehrung, mit einigem Achselzucken), und ich hoffe, daß allerlei Berliner Brast von mir abgefallen ist. Von irgend welcher Gedankenthüchtigkeit bisher keine Spur, ein Paar kleine baugeschichtliche Studien ausgenommen; von Versen ganz entwöhnt. Gelesen habe ich nur — in einzelnen Mußestunden — das Kloster von W. Scott, an dem mich, „vom Metier aus“, interessirte, zu beobachten, wie er den Stoff als Epos liegen gehabt und ihn hinterher zum Roman umgestaltet hat. Ein Paar weitere Fahrten, en famille, sind ebenfalls gemacht; morgen u übermorgen soll es nach Heidelberg gehen. Dann ist die Trauung noch vor der Thür. Am 29 ten reise ich, um am 31 ten
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