w. ls- Riehl in München.
Doch nein! solche Inseln sind überall und nirgends; der Ort macht nicht den Menschen, sondern der Mensch den Ort. Dn träumtest so manchmal vom verlorenen Paradies, liebe Martha. Denke Dir, ich habe in jüngster Zeit zum öftern auch davon geträumt, und eben dieser Traum trieb mich von Wiesbaden nach Trier. Es gibt viele verlorene Paradiese: das Paradies unserer eigenen Jugend — wir kennen es Alle! -— das Paradies des Jüngliugalters der Menschheit — das kennen Sie am besten, theurer Freund -—, das Paradies Gottes, der sich der Welt offenbarte -— das erfassest Du so tief, liebe Martha! Auch ich dachte gar manchmal an das letztere, und da fand ich, es erscheint uns wiederum in vielfacher Weise. Um uns aber Vorgeschmack und Richtweg aller seiner Paradiese zu zeigen, gab uns Gott unverdient das reine geliebte und liebebedürftige Weib, welches wir wie eine Heilige umfassen und sesthalteu sollen. Darf ich dieses verlorene Paradies wiedergewiunen?"
Ihr großes, feuchtes Auge hatte fernhin in den Frieden der Herbst- landschast geblickt. Jetzt wandte sie leicht ihr Antlitz und schaute noch viel Heller durch sein tiefes Auge in die Tiefe seiner sriedebedürftigen und sriedc- verheißenden Seele. Und dieser Blick und ein Druck der Hand sagte mehr als jedes Wort vermag.