Heft 
(1879) 25
Seite
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Erinnerungen an Alexander p)etösi. ö>>

Gebühren so ganz dem Kinde, das, wie man zu sagen Pflegt, ans einem Sack weint und lacht.Pest", so Hub er an,ist zauberhaft schön. Wird erst die Kettenbrücke fertig, dann zählt die Welt ein achtes Wunder. Ich will zu Pest leben und sterben, möchte jedoch vor meinem Tode gern ein Bischen die Welt durchfliegen, etwa unter den Fittigen eines vornehmen Herrn. Damit schenkt inan mir nicht das Geringste, denn jener Mensch, von dem ich eine Gnade annähme, muß erst geboren werden. Der begüterte Herr soll für mich zahlen, ich hingegen will für meinen Patron denken. Ach, ich möchte die Alpen sehen und das Meer, fern, fern, von den Menschen und ihrem verächtlichen Treiben."

Wie,"" fragte ich überrascht, ,,fo jung, fo gefeiert, und schon so verbittert? Mit den Menschen geht's uns eben wie mit dem Gelde: das vorhandene unterschätzen wir und suchen ängstlich das fehlende."

Sein bleiches Gesicht nahm wieder einen ernsten Ausdruck an.Was haben Sie ans Reisen, zumal in Deutschland, über unsere Heimath gehört? Kennt man unsere Geschichte, die Strebungen unserer Geister? Redet man noch immer zumeist nur von den Räubern im Bakonyerwäld? Es wäre nicht übel, die Leutchen im Reich draußen zu erinnern, daß der ,Schinder­hannes- ein Baier und die beiden ,Grafel- Oesterreicher gewesen.""

Ich erwiderte:Das Ausland wird erst zur gebührenden Würdigung

unserer Heimath gelangen, wenn es sich der ungarischen Sprache befleißigt, wenn cs uns auf eigenem Boden besucht. Bis heute jedoch sind die Berge nicht zum Propheten gekommen, drum mußte der Prophet zu den Bergen gehen, drum mußte so mancher Dentschmagyar die Vermittlerrolle über­nehmen die undankbare! Es wäre nicht iibel, die Leutchen au der Theiß und der Donau daran zu erinnern, daß ein solcher Dolmetsch eher aufge­muntert, als eingeschüchtert werden müsse."

Sie denken in diesem Momente,"" sprach er begütigend,an den Erz­bischof Pyrker, an den Grafen Majlath, an Lenau und Wohl auch an sich selber. Ja, wir verfolgen nach Hnsarenart etwas scharf; aber just dieses eiserne Festhalten an unserer Nationalität bewahrt uns die Freiheit. Ehrlich gesagt: wir empfinden es schmerzlich, daß Ihr nicht ungrisch geschrieben. Freilich habt Ihr die Heimat in einer weitklingenden Zunge gefeiert und dankbar sollten 'wir sein; aber der Schmerz, Euch nie wieder ganz unser nennen zu dürfen, überbietet die Dankbarkeit und macht uns ungerecht.""

Wie denken Sie von Szechonyi und Kossuth?" forschte ich gespannt.

Der Erstcre will durch Wohlstand zur Freiheit, der Letztere durch Freiheit zum Wohlstand; der Eine reformirt, der Andere rebellirt. Daß die Beiden nicht wie Orestes und Pylades mit einander Verkehren, liegt auf der Hand. Ich bewundere die Talente. Kossuth's; aber persönlich ist er mir nicht sonderlich sympathisch. Ein wahrer Volksmann sollte nicht so kindisch aus aristokratische Liebhabereien und geleckte Blanieren versessen sein. Er hat den Ehrgeiz und die gefährliche Suada Caesars; aber es fehlt ihm,