Heft 
(1879) 25
Seite
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Ach," sprach er bewegt,dies Lied hat ausgehört mein zu sein. Nein, Dichter sollen nicht übersetzen, denn Dichter wie Könige lieben dem geschürften Metall ihr eigenes Bild anfzudrücken."

O das entmuthigt mich!"

Nein, nein, Sie dürfen mich nicht verdeutschen; aber es würde mir sehr frommen, wenn Sie einem Ueberfetzer an die Hand gingen." "

Lassen Sie uns nun," sprach ich,vom Geschäft reden. Ich möchte gern mit gutem Rath dienen, wozu mich mehr die Neigung zu JhnenAls meine Befähigung beruft. Ich weiß, daß Ihr Name weit im Land austönt, aber ich weiß auch, daß zur Stunde die Käuferin Ungarn sehr dünn gesäet sind."

Sehr wahr," " erwiderte er seufzend,man schreibt meine Verse ab, man singt sie überall - und wie viel Exemplare sind abgesetzt? Kaum dreihundert! Ich möchte gern meine beschränkte Lage ein Bischen vergolden, heiligen Verpflichtungen gegen thenre Wesen hundertfach gerecht werden, möchte mir gern die Welt ansehen, später den eigenen Herd gründen; ach Gott, fromme Wünsche! Soll ich wiederum auf der Bühne gaukeln? Man würde mich auslachen. Ich wollte wiederum Soldat werden, doch meine Seele haßt eine Unterordnung, die unbedingt. Reich heirathen, mich füttern lassen von einem Weibe? Nimmermehr! Soll ich um ein winziges Aemtchen ansnchen, gleich dem heruntergekommenen Gaul, Jahr ein Jahr aus in der Tretmühle gehen? Soll ich endlich bei diesem oder jenem Gönner um einen Gnaden­gehalt betteln? Lieber will ich Holzhauer, Nachtwächter oder Sautreiber heißen." "

Hören Sie auch an! Ich habe vor ein paar Jahren mit gutem Erfolg' meine neuesten Sächelchen in Dresden öffentlich vorgelesen, möchten Sie nicht ein Gleiches in Ungarn versuchen?"

Um den Hals fiel mir der Dichter und rief:Ja! In Pest will ich

beginnen, Debreczin, Kaschau, Arad sollen mich hören, nach allen Richtungen der Windrose will ich auf Versfüßen durch die Heimath marschiren, so wahr mir Gott helfe! Ja, es ist ein Versuch, der ans edlere Gestaltung der Dinge abzielt, der dem Sängerleben unabsehbaren Aufschwung bereitet und es zugleich von nagender Sorge befreit, vor Allem aber den innigsten Anschluß zwischen Volß und Dichter vermittelt.""

Von Wein und goldener Hoffnung angeregt war Petöfi in glücklichster Stimmung, er lachte, pfiff, schäkerte, warf sein Mützchen in die Luft und klatschte in die Hände. Wir gingen nach meinem Hotel zurück. Da gab es bunte Wirthschaft genug! Die Zigeuner waren gekommen, Franz Liszt auf­zuspielen.

Wollen wir nicht bei dem Landsmann uns anmelden lassen?" fragte rch Petöfi.

Er erwiderte stolz:Bewahre! Der Virtuose hat hinter dem Dichter zu stehen, die Handarbeit hinter der Kopfarbeit. Liszt sucht uns nicht, wir suchen ihn nicht.""