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- Lrinnerungen an Alexander Petöfi. - 59
Noch ein Stündchen blieb er bei mir. Wein, Poesie, Mnsik, lachende Aussichten — seine Seele war ihm ganz aufgegangen. Er gedachte mit rührenden Klagen eines engelhaften Frauenbildes, das nun mit ewig geschlossenen Angen unter blumigem Rasen schlief; er redete mit bebenden Lippen von einem treulosen Weibe, welches Unheil und Verwüstung in sein Gemüth getragen.
So kommt Regen nach Sonnenschein. Der erst so muntere Freund ward finster und entfernte sich schweigend.
War das nicht eine Thräne, die er nicht länger bewältigen konnte?
Tie Stunde meiner Abreise hatte geschlagen.
„Leben Sic herzlich wohl, und Gottes wachsamster Engel mag Sie beschirmen. Ich verdanke Ihrer treuen Anhänglichkeit unvergeßliche Tage.. Mein Gelöbniß, im Reich ans die Zerstreuung der Anklagen gegen Ungarn nach Kräften hinzuwirken, soll redlich erfüllt werden. Für den weiteren, so sehr verdienten Ruhm Ihres Namens thätig zu sein, ist mir Herzensbedürfnis"
So sprach ich zu Petöfi, der sich schon zeitig früh eingefunden hatte,, um mich nach dem Dampfboot zu geleiten.
Er entgegnete bewegt: „„So geht denn die schöne Zeit zu Ende! Aber vielleicht gelingt es mir bald Berlin zu erreichen, vielleicht treibt es Sm bald wieder nach der Heimath. Nehmen Sie dieses Gedenkblatt freundlich an, es enthält in bündigen Zeilen meine Biographie, eigenhändig geschrieben, mit deutschen Lettern, in deutscher Sprache.""
Mein Herz war voll von dem hochbegabten, eben so liebenswürdigen als bescheidenen Dichterfüngling. Nach Berlin zurückgekehrt, sprach ich in allen Kreisen von diesem wunderthätigen Propheten des Ostens. Das Gedenkblatt des Dichters hielt ich hoch, in Freuden und Leiden, meine Mappe bewahrt es sorglich noch heutigen Tages.
Im Jahre Fünfzig sah ich Pest wieder — Alexander Petöfi Wau nicht mehr! Wohl hatte der Dichter öffentlich gesprochen, aber nicht in süß- lippigen Strophen, nicht im kerzenerleuchteten Saale vor blühenden Frauen; von der Treppe des Museums warf er in Wind und Wetter seine stammenden Reden in die hochgehende Seele des versammelten Volkes und züchtigte alte wie junge Sünder.
Er sagte mir einst, nachdem er die Geschichte der französischen Revolution gelesen: „Mir ist, als hätte ich mit Danton und Robespierre gelebt, geschaffen, und —- geendet." Sein düsteres Ahnen hat sich rasch bewahrheitet. Er vertauschte die Leyer mit dem Schwert. Ist er auf der Wahlstatt in Siebenbürgen einer tückischen Kugel erlegen? wie Dieser verkündet. Ist er an der Spitze seiner vordringenden Schaar im Moor versunken? wie Jener erzählt..
Sagt einem Volk, daß sein Liebling, mit dem es so durch und durch verwachsen, gestorben sei, es wird ungläubig das Haupt schütteln. Ich sprach-
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