Der Fuß und seine Bekleidung.
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Mensch gleichsam auf eine einzige Knochenplatte auftritt. Da die Richtungslinie der Schwere vom Unterschenkel durch den Fuß etwas mehr aus die innere Seite fällt, so wird, wenn dem Uebel nicht entgegengewirkt wird, allmälich ein solches Auseinanderweichen der Knochen entstehen, daß eine furchtbare Verunstaltung erfolgt. Ungraziöser Gang, endlich Unfähigkeit einen längeren Weg zu Fuß zurückzulegen sind die unausbleiblichen Folgen. Die Knochen werden an Stellen, welche durch die Keilform vor jedem Drucke bewahrt bleiben sollten, stark aneinander gepreßt und dadurch schmerzhaft, außerdem entstehen aber auch dadurch Schmerzen, daß die sonst in der Höhlung des Fußes geschützten Nerven jetzt bei jedem Schritte zwischen dem Boden und den Knochen gedrückt werden. In den leichtesten Graden von Plattfuß, welche wir häufig ini kindlichen Lebensalter beobachten, bedürfen wir zur Correctur nicht einmal besonderer orthopädischer Apparate. Die beste orthopädische Uebung ist hier, daß das Kind häufig angehalten wird sich auf die Zehen zu erheben und so durch das Zimmer zu schreiten. In dieser Stellung pflanzt sich die Nichtungslinie der Schwere ziemlich in gerader Linie durch den Unterschenkel und Fuß auf die Köpfchen der Mittelsußknochen fort; das Gewicht des Körpers dient dam: dazu, das Fersenbein den Metatarsalköpfcheu zu nähern, der vorher ganz platte Fuß nimmt eine schöne Wölbung an. Damit aber bei dem gewöhnlichen Gehen der Fuß sich nicht wieder platt drücke, geben wir dem Kinde an dem Schuhe einen hohen Absatz; denn sobald der Fuß einen stumpfen » Winkel zum Unterschenkel einnimmt, ist das Gewicht des Körpers nicht im
Stande denselben platt zu drücken.
Umgekehrt darf man aber nicht glauben, daß je höher und kühner die Wölbung des Fußes geschlagen ist, der Fuß desto schöner und brauchbarer sei. Bei dem sogenannten Hohlfuße ist der Fuß zwar sehr kurz durch die bedeutende Wölbung, aber eben deswegen zum Gehen sehr schlecht geeignet. Der nasse Abdruck zeichnet uns die Ferse und die beiden Ballen ab, dagegen fehlt der Saum au der äußeren Seite der Sohle und die Zehen drücken sich entweder gar nicht oder höchst unvollkommen ab, da dieselben wegen der steil abwärts gerichteten Mittelsußknochen gezwungen sind sich nach rückwärts zu beugen und aufwärts zu weichen. Nachdem wir nun eben gesehen haben, daß das Anpressen dieser elastischen Druckfedern an den Boden nothwendig ist um uns die Sicherheit im Gehen und Stehen zu gewähren, so erhellt, daß der Gang der Hohlsüßigen ein höchst unsicherer ist. Sie gehen ungefähr so wie Menschen, welchen die Zehen fehlen. Erheben sie sich beim Vorwärtsschreiten auf die Mittelfußköpfcheu, so breiten sich die Zehen nicht, aus, die Patienten stehen wie auf Stelzen, gehen unsicher und wankend. Außerdem » fehlt bei dem Hohlfuße jede Elasticität des Schrittes; denn die Bänder und die
Sohlenaponeurose sind zu straff und geben nicht nach, die Gelenke federn nicht und der Fuß verhält sich daher beim Auftreten wie ein unnachgiebiges Gewölbe. Das richtige Maß der Wölbung, das richtige Maß in der Elasticität der Bänder gehört daher eben so gut zur Schönheit wie zur Brauchbarkeit des Organes.
Zur Correctur des Hohlfußes schlagen wir den umgekehrten Weg wie
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