Heft 
(1879) 25
Seite
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-- Emile Augier. - 9?

Akademie hat sich eine Stimme zu Gunsten dieses vermessenen Werkes erhoben.

Der Akademiker Lebrnn, der Emile Augier bei dessen Aufnahme in die Akademie am 28. Januar 1858 zu begrüßen hatte, sprach sich überEs inariaAS cl'Ofturips" mit besonderer Wärme aus:Wenn auch der Geschmack

diesem kühnen Drama nur eine beschränkte und zweifelhafte Billigung ertheilen kann," sagt Lebrnn,so muß doch die Moral Ihnen Dank wissen, daß Sie zu ihren Ehren ein solches Wagniß begangen haben; und in dem Augenblicke, da die Akademie Sie zu den ihren zählt, habe ich Sie gerade darüber besonders zu loben. Seit einer Reihe von Jahren hat man auf unsrer Bühne Geschmack daran gefunden, gewisse Personen, die aus der anständigen Gesellschaft ver­bannt sind, zu rehabilitiren. Ich begreife diese Neigung ebenso wenig, wie ich sie theile. Es ist jetzt Mode, um die Theilnahme des Publicums beständig für Weiber zu werben, die gefallen und besudelt sind und durch die Leidenschaft gereinigt und wieder erhoben werden. Früher war die Leidenschaft gedemüthigt und zerknirscht, heute wird sie in ihren feilsten Ausschreitungen verherrlicht; sie schreitet jetzt mit erhobener Stirn daher, ist herausfordernd und insolent, und die Anständigkeit muß beschämt die Augen vor ihr Niederschlagen. Jene Weiber werden ans das Piedestal gestellt, und unseren Frauen und Töchtern sagt man: Blickt auf, denn Jene sind besser als Ihr! Nun, Ihr Schauspiel

hat die Wahrheit in ein Helles Licht gerückt und laut erklärt, daß es Erniedrigungen der Seele gibt, für welche die Wiederaufrichtung eine Unmöglich­keit, und daß es Schmutzflecke gibt, deren Spuren unauslöschlich sind. . . . Die Wahrheit und, gestatten Sie mir den Ausdruck, die anstößige Grellheit (ernäits) der von Ihnen gewählten Farben hat den Blick des Publicums bisweilen von Ihrem Gemälde abgeschreckt. Gewisse Dinge soll man wohl nur hinter einem durchsichtigen Schleier zeigen, und es gibt sittliche Nackt­heiten, die man ebenso gut verbergen soll wie die physischen. Das aus­schweifende Souper hat empfindliche Gemüther unangenehm berühren dürfen, und vielleicht überschreitet die Komödie ihre Befugnisse, wenn sie ein Weib, und sei es auch eine Olympia, mit einem Pistolenschuß bessern will; aber die Tendenz dieses Werkes bleibt gut und ehrenhaft, und das Talent, das sich darin allenthalben ausspricht, ist oft energisch, pikant und eigenthümlich. Man mag dieses Stück von jedem beliebigen Gesichtspunkte aus betrachten, Eines ist sicher: es hat gegen die Scandalkomödien und gegen die Ver- herrlichung der Courtisane einen tödtlichen Streich geführt."

Eine starke geistige Verwandtschaft mit diesem Stücke weist ungeachtet aller Abweichungen im Stoffe das in Gemeinschaft mit Foussier gearbeitete DramaEss Eionnss xnuvrss" auf. Auch dieses Stück beschwor trotz seines tief sittlichen Kernes einen wahrhaften Sturm der Entrüstung herauf, nach­dem es schon vor der Ausführung mit der Censurbehörde in arge Conflicte gerathen war. Der Vorwurf dieses ueuen Stückes ist nicht minder keck, die Handlung nicht minder schonungslos als inEs inariaAs ck'OlMips." Vor

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