Heft 
(1879) 25
Seite
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Emile Au gier.

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Für die Eigenart und das große Talent Augiers bezeichnend bleiben vor alleni die vier großen dramatischen Dichtungen aus dem modernen gesellschaft­lichen Leben, mit denen wir uns eingehender beschäftigt haben:Die Heirath

der Olympia";Die arme Löwin";Die Schamlosen" undGiboyers Sohn.

IX.

Ein Zeitraum von sechzehn langen Jahren sollte vergehen, bis Augier nach lls lils äs Gidovsn" mitllss ilourolmuGault" einen ebenso allgemeinen und andauernden Erfolg wieder fand. Damit ist nicht gesagt, daß der Dichter in dieser langen Zeit nur Niederlagen zu verzeichnen oder gar die Flinte in das Korn geworfen hätte: von den sieben Stücken, die er in dieser Zeit schrieb, riesen von den, den besprochenen an literarischen Ansprüchen gleichstehenden, sogar die Mehrzahl eine starke Erregung in der Pariser Gesellschaft hervor, wirbelten viel Staub ans, führten zu den heftigsten Discussionen in der Presse und erbrachten den Beweis, daß das Talent des Dichters seine ursprüngliche Frische und Kraft durchaus nicht eingebüßt habe, daß er aber allerdings in der Wahl sehr heikler und wenig sympathischer Stoffe dem Verlangen des Publicums nach leichtfertiger, bequemer und angenehmer Zerstreuung und harmloser Vergnüglichkeit durchaus nicht entsprechen wollte. Abgesehen von den: freundlichen Einacterlls Uostsoriptuwi" (1. Mai 1869), und dem muthwilligen Abstecher auf das Gebiet der burlesken Posse,lls prix Martin" (17. Februar 1876), den er in Gemeinschaft mit seinem Freunde Labiche, dem lustigsten Possendichter Frankreichs, unternommen hatte, waren nur zwei seiner Dramen, welche dieselben literarischen Ansprüche erheben wie die andern, nämlich: ,llüon8 st Ksnarell" (6. December 1869) undüsun äs

lllloniinera^" (29. December 1873), Mitarbeiter Julius Sandeau, ohne nachhaltigen Eindruck vorübergegangen.

Die drei anderen großen Dramen des Zeitraums waren, gerade wie d-ie früheren Erfolge Augiers, immer die sogenanntenEreignisse der Saison", aber nicht immer gerade freudige Ereignisse. Durch die DramenDa oontugiou" (17. März 1866),Lau! llonsstisr" (25. Januar 1868),Maäanis Oavsiäst" (1. Februar 1876), brachte sich Augier immer mehr um den Ruf eines gefälligen und ansprechenden Dichters, ohne indessen den Respeet, den der Ernst seiner sittlichen Auffassung und die unleugbare Tüchtigkeit seines Talentes fordern durften, im mindesten einzubüßen. Aber er sagte den Leuten gar zu viel verletzende Wahrheit. Man fühlte sich nicht recht behaglich in seiner Gesellschaft. Er brauchte indessen nur wie in denFourchambault" ein Sujet zu wählen, das in der Ausführung ein milderes Colorit gestattete und weniger ungemüthlich wirkte, um im Fluge die allgemeine Sympathie wieder zu gewinnen.

Unter den Stücken, die mehr die Furcht vor der unerbittlichen Strenge