Heft 
(1879) 25
Seite
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F. Beule aux in Berlin.

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haben, vermögen wir uns keine einigermaßen begründete Vorstellung zu machen; jedoch ist anzunehmen, daß die Sprache schon sehr früh, d. h. bei einem sehr tiefen Entwickelungsstand, sich gebildet habe. Denn selbst sehr einfache gemein­same Arbeiten der Urmenschen setzen ein verhaltnißmäßig vollkommenes Ver­ständigungsmittel voraus; mit anderen Worten: die Entwickelung der Sprache und diejenige der Vernunft können nicht getrennt gedacht werden. Entwickelung der menschlichen Sprache und Vernunft! Niemand, der heute versucht, sich mit den wissenschaftlichen Forschungen in diesem Gebiete vertrant zu machen, kann ohne schmerzliches Bedauern des Verlustes eines großen Mannes, eines Bürgers dieser Stadt gedenken, dem wir hier die großartigsten und tief­sinnigsten Arbeiten, die glänzendsten Entdeckungen und Aufschlüsse verdanken. Es ist Lazarus Geiger, der Sprachphilosoph, dessen Arbeiten grundlegend für alle Zeiten bleiben werden. Er hat der Forschung ganz neue Wege in die dunkle Vorzeit gewiesen und Bahnen gebrochen, auf denen Andere weiter vor­zudringen vermögen, wie beispielsweise mit kühnem Muthe neuerdings Ludwig Noirö gethan. Geiger hat die Forschungsform entwickelt, aus den Wurzel- sormen der Wörter die Thätigkeiten zu erschließen, welche der Urmensch geübt, welche die vorwiegend ihn beschäftigenden gewesen sind, und ist auch uoth- wendig daraus geführt worden, zu versuchen, die Urwerkzeuge festzustellen. Für das erste Geräth, ans zwei Körpern bestehend, welchen eine einigermaßen bestimmte gegenseitige Bewegung verliehen wurde, hält er das Reibholzfeuer- zeug, zwei Hölzer, von denen das eine in einer Bohrung des anderen ausrecht­stehend gehalten und quirlartig gedreht wird, so lange und unter fester An­pressung gedreht, bis sich die Hölzer erhitzen und Feuer fangen. Er verlegt demnach den Anfang des Maschinengedankens denn dieser beginnt, wo zwei Körper in eine gegenseitig gezwungene Bewegung bestimmter Art versetzt werden in den Zeitpunkt der Feuererfindung. Die inzwischen weiter fort­gesetzten Untersuchungen führten indessen nicht dazu, Geiger in dieser Ansicht beiznpslichteu. Es spricht sehr Vieles dafür, daß jener Quirl schon vor der Feuererfindung, vor seiner Verwendung im Reibholzfeuerzeuge, zu einem anderen Zwecke, nämlich zum Bohren von Löchern in allerlei Gegenstände, benützt worden sei. Auch ich theile heute diese letztere Meinung. Nach dieser wäre dann der mit den beiden Händen quirlartig betriebene Bohrer das erste machinale Geräth, dessen sich der Mensch bedient hat, und wäre dasselbe durch die beim Bohren in Holz sich entwickelnde Wärme, die zu hoher Erhitzung, zu Rauchentwicklung und Funkensprühen führen konnte, die Veranlassung zur Feuerersind ung gew orden.

Daß ein lange, lange feuerlose Zeit gewesen sein muß, d. h. eine Zeit, in welcher der Mensch sich des Feuers weder zur Erwärmung, noch zur Beleuchtung, noch zur Speisenbereitung und zu anderweitigen Zwecken bedient hat, muß angenommen werden. Zwar kennen wir jetzt keine wilde Völker­schaft, die das Feuer nicht besäße, aber die Ueberlieferung hat die Erinnerung an jene gewiß furchtbare Zeit festgehalten. Einesthcils finden wir Mythen