Heft 
(1879) 25
Seite
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Auf diese und ähnliche Weise vorbereitet, trat endlich der Mensch in die geschichtliche Periode ein, versehen mit einem beträchtlichen Apparat von Werkzeugen und Geräthen, welche ihn befähigten, zu hoher Cnltnr fortzn- schreiten. Tie stark entwickelte Sprache, die Einführung der Schrift, gaben ihm mächtige Impulse zur geistigen Weiterentwicklung und auch zur immer bewußter werdenden Entwickelung seines machiualen Arsenals. Wir dürfen uns deshalb nacht wundern, den oben andeutungsweise geschilderten Grad der -Vollkommenheit der Maschine im Alterthum und Mittelalter vorzufiudeu. Das Eine aber müssen wir aus den Vorgängen, welche ich in Kürze zu skizziren versucht habe, entnehmen, daß in der Maschine ein Haupttheil der Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten, des menschlichen Wesens, zu einer bestimmten Form gelaugt ist. Der Mensch setzt sich in der Maschine gleichsam außer sich selbst fort. Die Geräthe und Werkzeuge, am ausgebildetsteu die vollständige Maschine, sind, wie Ernst Kapp es wissenschaftlich ausgcdrückt hat, Projectionen der menschlichen Gliedmaßen und Kräfte. Ans sich selbst schuf er, aus feinem Geiste heraus baute er die Maschine als seine materielle äußerliche Fortsetzung, als seinen immer gewaltiger gemachten Arm, als seine immer kunstfertiger beschäftigten, unermüdbaren Finger, sich verhundertfachend an Leistungsfähigkeit, der Herr geworden über Natnrgewalten, welchen er einst in Noth und Beschwerde sein Dasein abrang.

Ehe wir uns jetzt beschäftigen können mit dein Zeitalter der Maschine, müssen wir uns über die Art des stattgehabten Entwicklungsganges noch etwas klar machen. Offenbar besteht eine innere Verschiedenheit zwischen den­jenigen Maschinen, welche von unserer Hand oder auch durch Thiertraft, Gewichte, Federn n. s. w. betrieben werden, und dabei irgend eine mehr oder weniger künstliche Arbeit verrichten, und denjenigen, durch welche wir Natnrkräfte nöthigen, Arbeit zu leisten, ihre Gewalt uns unterznordnen. Man unterscheidet auch irr der Maschinenlehre die ersteren als Arbeits­maschinen von den letzteren, den Kraftmaschinen. In der That aber spiegeln diese beiden Maschinengattungen zwei von einander trennbare Seiten jedes mechanischen Vorganges ab, nämlich der Bewegungssorm und der zur Herbei­führung und Erhaltung der Bewegung nöthigen Kraft. Zum Staunen veranlaßt durch die gewaltigen Kraftwirkuugen mancher Maschinen, sind wir leicht geneigt, die Entstehung des Maschinengedankens aus dem entstandenen Bedürfniß der Kraftleistnng abzuleiten. Daher bildete sich die sehr populäre Meinung, der Hebel" sei die älteste Maschine gewesen, die Aufgabe, schwere Lasten zu bewegen, habe zu seiner Erfindung Veranlassung gegeben, und so fort. Daß der Gang ein ganz anderer gewesen, daß die Bewegungsform das zuerst Anregende gewesen, haben wir eben gesehen. Dies ist aber nicht Zufall, sondern hat feine innere Begründung. Unmittelbar auf seine eigenen Muskel­kräfte angewiesen, fand der Mensch in diesen anfangs, und lange Zeiten hin­durch in vollständig ausreichendem Maße, die Bewegungskraft vor, um zahlreiche mehr oder weniger machinale Bewegungen einzuleiten und im Gange zu halten.