Heft 
(1879) 25
Seite
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Einfluß der Maschine auf den Gewerbebetrieb.

Wo die Muskeln der Einzelnen nicht ausreichten, erzielte die Verständigung die nöthige Zufuhr der Kräfte Vieler. Es bedurfte also nicht der Zuhülfe- nahme der in der unbelebten Natur vorhandenen Kraftquellen, und somit mußten sich die Mittel, die Bewegungsform dem Willen unterzuordnen, zuerst entwickeln. Bis zu welchem Maßstab die Vereinigung Vieler zu gemeinsamer Kraftleistnng frühzeitig stattgefunden haben muß, ist aus den Koloß­transporten der Assyrer und Aegypter zu schließen, von denen wir durch Monumente Kenntnis; haben. Eine bekannte ägyptische Darstellung aus El Berseh zeigt uns 4 mal 43 Menschen in wohlgeordneter Aufstellung an den Zugseilen beschäftigt, mittelst welcher ein mächtiges Steinbild sort- geschleppt wird. Ein Anführer, auf dem Knie des sitzenden Königsbildes stehend, gibt durch Händeklatschen den Marschtatt an; Hülssmannschaften begießen die Schleifbahn mit Wasser, andere bringen Vorräthe und Lebens­mittel. Noch heute lieben auch die Eingeborenen in Indien das gemeinsame Angreisen bei Fortbewegung schwerer Lasten. Die englischen Ingenieure tonnen sie nur mit der größten Blühe dazu bringen, auch nur Zugstiere und Wagen,zu Hülfe zu nehmeu. Eiue englische technische Zeitschrift") zeigt in Wort und Bild, wie 48 Kuli einen Quaderstein von 23 Centner Gewicht von den Steinbrüchen nach dem ziemlich entfernt gelegenen Bauplatz tragen. Je zwölf Mann in vier Reihen tragen auf den Schultern lange starke Bambus­stangen, an welche zu je zwei in der Mitte ein hölzerner Querstab, dem Ortscheit eines Wagens ähnlich, angebunden ist. An diese beiden Ortscheite ist wieder mit Stricken ein drittes stärkeres angehängt, von dessen Mitte die den Quaderstein umfassenden Ketten herabgehen. Ein Ausseher oder Anführer, mit einem Stab in der Hand, schreitet voran, den Takt augebend. Diese Fortbewegungsart ist dem Hindu kaum auszureden und zwingt die Engländer zu ganz enormen Ausgaben für Löhne. Wenn es also heute so schwer wird, diese offenbar uralte Gewohnheit, große Krastäußerungen durch Vereinigung der Kräfte einzelner Menschen zu erzielen, durch eine bessere und so viel weniger anstrengende Methode zu ersetzen, wie fern muß in den Urzeiten der Anlaß gelegen haben, mechanische Kräfte nutzbar zu machen, welche außer dem Menschen lagen.

Daß andere, als die Kräfte belebter Wesen zur Bewcgungserzeugung benutzt, gezwungen oder geleitet werden könnten, war auch dem Menschen anfangs völlig unbekannt; er mußte diese Kräfte erst von der Summe der sie begleiten­den Erscheinungen unterscheiden lernen, sie von der Hülle, welche sie seinem Geiste noch verbarg, erst befreien, er mußte, wie wir es ja neunen, die Kräfte oder ihre Verwendbarkeit entdecken. Hierbei konnte der Zufall, auch die langsam zu einer Abstraction vorschreitende Beobachtung, hülfreich und endlich veranlassend Mitwirken. Tie Körpervereinigungcn aber, welche den Bewegungs­zwang ermöglichen, mußte er durch den wcrkthätigen Verstand erschaffen, er

Z Engineer, l876, Febrnar Z.

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