Heft 
(1879) 25
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F. Reuleaur in Berlin.

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wesen anheim gefallen sind, genauer, so findet man, daß einer Anzahl derselben die socialen Uebel, über welche Klage geführt wird, nicht anhängen oder doch nur so weit, daß eine gute Verwaltung sie auf ein erträgliches Maß herab­zuziehen im Stande ist. Dies sind z. B. die großen Transportveranstaltungen zu Lande und zu Wasser, dann das Berg- und Hüttenwesen, der Großmaschinen­ban und mehrere andere Industrien. Hier hat der Arbeiter eine zwar

anstrengende, aber doch gesunde, nicht zu einförmige Beschäftigung im Dienste des Maschinenwesens. Wo sich hier Uebelstände zeigen, ist unsere Zeit mit Erfolg beschäftigt, deren Heilung herbeizuführen. Anders steht es dagegen mit einer Reihe von Industrien, welche solche Arbeiten der Maschine unter­werfen, die auch von wenigen Einzelnen, in der kleinen Werkstätte, gut und ohne Nachtheil ausgesührt werden können, bei denen aber der Großbetrieb mit Maschinenhülfe eine wohlfeilere Erzeugungswcise für sich hat. Hier hat das Maschinenwesen den kleinen handwerklichen Betrieb an vielen Stellen zum Zurückgehen, zum Theil zum gänzlichen Eingehen gebracht, hat große und immer größer werdende Massen von Arbeitern in gewaltige Arbeitssale zusammengedrängt, und dadurch lockernd auf die Familieuznsainmengehörigkeit eingewirkt, hat vielfach den Arbeiter an eine ihn geistig herabziehende Thätigkeit gefesselt und das erwünschte Maß seiner Selbstständigkeit in Frage gestellt. Brachte die Maschine daneben noch in vielen Fällen Vortheile, so kann doch auch von dem besten Maschinenfreunde nicht bestritten werden, daß Nachtheile schwerer Art damit Hand in Hand giengen und das Zünglein der Waage nach der Seite der Ungunst nicht blos in einzelnen Fällen, sondern in einer bedeutenden Zahl von solchen bedenklich ausschlagen machte.

Es muß also hier wohl ein Prinzip zu Grunde liegen. Dasselbe ist meines Erachtens wesentlich zu suchen im Wesen der Dampfmaschine selbst. Diese besitzt nämlich die nicht befremdliche Eigenthümlichkeit, bis zu einer gewissen Grenze die Kraft um so wohlfeiler zn erzeugen, als sie größer ist. Eine Dampfmaschine von der Stärke von 50 Pferden erzeugt die einzelne Pferdestärke bedeutend wohlfeiler, als etwa die zweipferdige Maschine.

Je mehr Arbeitsmaschinen also an einer Betriebsstütte vereinigt werden, um so wohlfeiler kann die Kraft zum Betrieb jeder einzelnen geliefert werden. Hiermit ist aber der kaufmännische Fabrikbetrieb nothwendig darauf hingc- wiesen, den Maßstab seiner Fabrikation fortwährend zn steigern. Die Grenze, bis zu welcher dies mit Vortheil geschehen kann, liegt da, wo der erforderliche Baucomplex zu groß wird, wo die Beaufsichtigung und Leitung menschliche Kräfte zu übersteigen beginnt. Vielfach haben die Fabriken sich dieser Grenze schon genähert, aber zwischen derselben und dem Kleinbetriebe liegt ein so weiter Spielraum, daß die allgemeine Tendenz zur Steigerung der Betriebsgröße noch im vollen Zuge ist. Dieser Tendenz kann aber nur gefolgt werden, wenn genügendes Capital verfügbar ist lind damit ist das Schicksal des Kleingewerbes gegenüber der Dampfmaschine besiegelt: das Klein­gewerbe fällt wegen Mangels an Kraft dem Großbetriebe zum Opfer.