Heft 
(1879) 25
Seite
133
Einzelbild herunterladen

Line Naturforscher-Allee im Koch-Jura.- s53

gehören die meisten Namen zwar den Naturforschern an; aber in welche Facultäts-Schublade soll man Leute stecken, die wie Martins, Mortillet, Moritz Wagner und ich selbst sich in gar mancherlei Herumgetrieben haben? So zähle ich denn 21 Männer, von welchen 8 als Politiker, 6 als Schriftsteller, zwei ans religiösem Gebiete sich einen Namen gemacht haben, während 5 nur deni engsten Freundeskreise angehören. Unter den Naturforschern liefern die Geologen mit 21 Vertretern das bedeutendste Contingent; ihnen nach kommen die Physiker mit 7, die Theologen und Botaniker mit je 6, die Chemiker mit 5 Namen, während die Urgeschichtler nur zwei Repräsentanten zeigen. Sehen wir uns die Gruppen etwas näher an.

Kommt man von der großen Straße her, so ist links der erste Baum, der an dem Wege nach Combe-Varin steht, eine mächtige Tanne, die den Namen von Theodor Parker trägt. Der berühmte, freisinnige Prediger der nordamerikanischen Unitarier war Desor's vertrautester Freund während dessen Aufenthalt in Boston; als er zur Linderung seines Brnstleidens nach Europa herüber kam, brachte er Monate in Combe-Varin zu, wo ein sonniges Zimmer ihm geweiht ist: in Tesor's Armen starb er in Florenz. Ihm nach eiferte der Franzose Bnisson, der sich während eines längeren Aufenthaltes in Neuchatel die aussichtslose Aufgabe gestellt hatte, eine christliche Religion ohne Christus und eine protestantische Kirche ohne Pfarrer zu gründen. Zur Expiation dieses Versuches strengen sich Orthodoxe und Pietisten mehr an als je; und während die heimische Industrie der Berge, die Uhrensabrication, nur mit Mühe ihre schweren Wunden verbindet, schießen die Kirchen wie Pilze aus der Erde und findet man immer noch Geld für neue Kapellen und Pfarreien.

Lassen wir dieses Kapitel es ist mein Feld nicht. Parker ist, ebenso wie ein anderer gleichgesinnter Freund, vr. Küchler, aus Mannheim, längst aus der Reihe der Kämpfer gestrichen, und Bnisson hat in seinem Vaterlande einen lohnenderen, wenn auch nicht unbestrittenen Wirkungskreis gesunden, indem er der Umgestaltung und Verbesserung des französischen Volksnnterrichtes seine nicht hoch genug zu schätzende Kraft widmet.

Die Hauptallee ist fast gänzlich von den Naturforschern in Beschlag genommen; Politiker und Literaten haben sich längs des Saumes des Waldes angesiedelt. Zu den ersteren gehören der Neuenburger Borel, der den bewegten stets umstrittenen Sitz im schweizerischen Vundesrathe mit dem ruhigeren Posten eines Directors des internationalen Postbüreaus vertauscht hat; der Züricher Dubs, der aus dem Vundesrathe in das Bundesgericht übertrat, jetzt aber wohl gern die Residenz in dem rebenumgrünten Lausanne mit der heimischen Stätte von Limmat-Athen vertauscht hätte, wenn anders das Volk ihm seine Stimme dazu gegeben*); der Aargauer Keller, der alte Augustin, ergraut im Streite gegen Klöster und Pfaffen, der auch jetzt noch in aussichts­losem Eulturkampfe sich abmüht und ohne welchen der schweizerische Stände-

*) Dubs ist seitdem in Lausanne gestorben.