Larl Vogt in Genf.

rath undenkbar ist; die noch jetzt amtirenden Bnndesrüthc Droz aus dem Kanton Nenenburg, Schenk von Berit und Welti von Aarmi, die in dem Augenblicke, wo ich diese Zeilen schreibe, heiße Redeschlachten haben dnrchfechten müssen itl der Gotthardfrage, welche fast eine Existenzfrage für die Eid­genossenschaft geworden ist; denn in Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf, und wenn auch die Eidgenössischen Räthe die für ein so kleines Land bedeutende Subventionsfrage bejaht hatten, so war es doch sehr zweifelhaft, ob auch das Volk in seiner Mehrheit die Summe bewilligen werde. Deutschland ist hier mir durch zwei Männer vertreten und ich bin sogar zweifelhaft, ob man Jacob Venedey zu den Politikern rechnen darf, denn er trieb feilte Versöhnungs­politik als Literat und seine Schriftstellerei als Politiker. Der Andere aber lebt, Carl Mayer, der urwüchsigste Vertreter des Schwabenlandes, und in ihm lebt noch immer der Grimm gegen „die Preußen", denen er alles Unheil zuschreibt, welches seit Jahrhunderten im europäischen Mittellande sich ereignet hat. Wir aber lieben unser „Mayerle" deshalb mir um so mehr, denn dieser Ingrimm und Zorn bricht in prächtiger Weise aus der Tiefe eines für alles Schöne und Gute begeisterten Herzens.

Die reine Literatur spielt eitle geringere Rolle. Georges Sand hatte kurz vor ihrem Tode eilten Besuch angekündigt — er konnte nicht ausgeführt und deshalb ihr kein Bannt geweiht werden. Der sinnige Fritz Berthoud, Bewohner von Flenrier in dem benachbarten Travers-Thale, vertritt mit seinem Schwiegersöhne Clement, dem Kunstkritiker des Journal des Dsbats, und dem Neuenburger L. Favre, der den Pinsel nicht minder gut führt, als die Feder, die romanische Literatur, während Alfred Hartman ans Solothurn, der Ver­fasser der „Kiltabende", sich hier den Stoff zu einer Novelle geholt hat, welche den Kanzler Hory zum Helden hat.

Combe-Varin ist eine Stätte des Friedens — es würde sich außer andern diametralen Gegensätzen auch Volt der Residenzstadt Berlin durch die gänzliche Abwesenheit des Militärs unterscheiden, wenn nicht der Chef des eidgenössischen Geniewesens, Oberst Siegfried von Aarau und ein Capitän der algierischen Spahis, Zickel aus dem Elsaß, sich Jeder einett Bannt erobert hätten, freilich nicht durch ihre militärische Stellung, sondern durch wissenschaft­liche Arbeiten. Weint der Eine noch jetzt bei der europäischen Gradmessnng betheiligt ist, so hat der Andere durch Erbvhrung von Hunderten artesischer Brunnen in der Wüste sich ein bleibendes Verdienst um die Bevölkerungen erworben. Zickel war es, der meine Freunde Desor, Esther von der Linth und Martins in der Sahara führte, als sie das Problem der ehemaligen Wasserbedeckung der Sandwüste an Ort lind Stelle studirten.

Drei Linden queren von dein Wege nach dem Literatenviertel hin — an der vorderen glänzt Moleschott, die mittlere habe ich in Beschlag genommen — uns Beiden gesellt sich Hirsch, der Director der Sternwarte in Neuchatel, der sich von den Mathematikern, Astronomen und Physikern abseits gestellt hat. Aber auch uns Beiden andern stehen die Berufsgenossen gegenüber in Reihe