Nr. 15. Brief vom 13. 9.1853
erwogenen Vorschläge - Theodor Storm war von der vom Rütli initiierten Geburtstagsfeier sehr angetan und sein Brief an die Ehefrau vom 16 .September faßte die Hauptereignisse des Tages zusammen: „Zu Mittag kam denn richtig Fontane. Als ich eben vor Tisch in meine Stube ging, schlossen er und Klügler] die Tür hinter mir zu. Als sie mich nach einer Weile wieder herausließen, stand auf einem TisCh ein Kuchen mit brennenden Wachslichtern und ein frisches Bouquet; darum herum lagen: Kuglers „Jakobäa“ (Trauerspiel), Fontanes Romanzen ,Von der schönen Rosamunde 1 , Lepels .Lieder aus Rom 1 , Paul Heyses kleines chinesisches Epos ,Die Brüder 1 , ein verrücktes radiertes Blatt von Adolph Menzel, mehrere Blätter von Kuglers Radierungen und ein Heft sehr schöner Tenorlieder von Wöhler, alles Geschenke von Kfugler] und Frontane]; die Verfasser der BüCher sind nämlich Argonauten, und ich sollte eigentlich die ganze Argonautenschaft vertreten finden; es fehlten aber noch ein paar. Neben dem Tisch stand Kugler und blies Waldhorn, sein Lieblingsinstrument. Dann aßen wir vortrefflich (.. .) tranken in Rheinwein und Champagner Deine und der Jungens Gesundheit, und Fontane zog natürlich wieder ein langes Gedicht aus der Tasche. Nach TisCh kam auch der Schulrat Bormann und überreichte mir glückwünschend ein als Manuskript gedrucktes Bündelchen von ihm. Nachdem wir den Kaffee angenehm durchplaudert, gingen wir spazieren ... 11 Goldammer, Storms Briefe, Bd. 1, S. 209 f.
die Brüder von Paul — Paul Heyse, Die Brüder. Eine chinesische Geschichte in Versen. - Berlin 1852. Anläßlich der Besprechung von Heyses „Hermen“ (Berlin 1854) widmete Fontane dieser Arbeit eine sehr lobende Analyse. „Es ist vielleicht der bedeutendste Wurf, den der Dichter bis diesen Augenblick getan ... 11 NFA, Bd. XXI/1, S. 118. Auch Heyses Jugenderinnerungen weisen den „Brüdern“ einen gebührenden Platz zu: „Was mich betrifft, so brachte ich im Tunnel 1851 meine erste Novelle .Marion 1 und die Erzählung in Versen ,Die Brüder 1 , die bei der ausgeschriebenen Doppelkonkurrenz für die beste Erzählung in Prosa und Versen beide den Preis erhielten.“ Paul Heyse. .Tugenderinnerungen, 1. Bd., S. 97.
den entsprechenden Toast - Theodor Fontane, An Theodor Storm:
So zogen sie aus in guter Ruh .. .
Da stießen noch zwei Gesellen dazu, —
Der eine von Husum, der zweit’ von Sorrent Und stellten ein prächtiges Kontingent.
Argolied
Der Herbst ist da, und Storm ist da.
Schenkt ein den Wein, den holden.
Wir wollen diesen goldenen Tag Verschwend’risch noch vergolden.
Und geht es draußen noch so toll Und hängt die Welt voll Knuten,
Kein Mucker und kein Hassenpflug Soll unsren Mut entmuten.
Und erinnert auch einmal das Herz Und will nicht fort nach Pommern,
Wir wissen doch, es schmilzt der SChnee,
Es geht zu neuen Sommern.
Was sind denn sechsundreißig Jahr’,
Sie sind ein bloßes Weilchen,
Durch vierzig, fünfzig, sechzig hin;
Da blühen erst die Veilchen.
Mit siebzig und mit achtzig erst Erschließen sich die Rosen,
Mit neunzig Jahren schrieb Haffs Von Freundschaft, Wein und Kosen.
Bis dahin aber jeden Tag Sollst du wie heut genießen,
Und statt des Tods ein Lorbeerblatt Dir deine Augen schließen.
NFA, Bd. XX (Gedichte und Balladen), S. 560-561.