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Toni.
Novelle von
Alfred Meiszner.
— Bregenz. —
(Schluß.)
ls der nächste Morgen dämmerte, saß ich im Wagen und suhr der Station entgegen. Lange blieb mein Blick den Bergen zugekehrt, die in immer blässeren Umrissen zurückwichen; mein Gesühl war wie ein langsames, wollüstig schauriges Verbluten.
Zu Hause angekommen, hatte ich meine jetzige Ankunst, aber auch meine demnächstige Abreise zu erklären. Ist einmal eine Heimlichkeit vorhanden, wird eine ganze Reihe von Empfindungen, oder, besser gesagt, Nothlügen nöthig; welches Aufwands von Scharfsinn bedurfte es in meiner Lage und wie wenig fruchtete er! Ich suchte die „Helfer in der Noth" auf, ich wurde von ihnen nicht abgewieseu, aber sie halfen auch nur zögernd, und nach mancherlei eingeholten Erkundigungen, darüber verging Tag um Tag. Es konnte nicht anders sein, als daß meine Unruhe und Verstimmung sichtbar wurde.
- Eines Nachmittags saß ich still im Gärtchen, auf der Bank zunächst
dem Hause. Das Fenster im Hochparterre war offen, ich hörte meine Mutter
mit halblauter Stimme sagen:
„So sieh ihn doch nur an. Er geht herum wie im Traum, immer
für sich allein, und hat an nichts, was sonst junge Leute seines Alters thun
und treiben, eine rechte Freude. Was er zu thun hat, thut er, dann sitzt er wieder da, senkt den Kops, blickt ins Buch, aber seine Gedanken sind anderswo ...
Ich wußte gleich, daß von mir die Rede sei.
„Wenn ich nur wüßte, welche Unruhe ihn herumjagt", fuhr die Mutter fort. „Ohne eigentlichen Grund ist er Plötzlich zurückgekommen, spricht aber
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