Grund für das Einfordern soll möglichst an erster Stelle betont werden, daß das Material für das Th. F.’sche Archiv bestimmt ist ... “ Man mag in dieser Initiative einen Grundstein für die spätere Archivgründung sehen. Es wird in diesem Protokoll auch die Herausgabe der „hinterlas- senen .Tagebücher“, die aber nur in excerpto nach Anregung des Herrn Prof. Fritsch ins Auge zu fassen sei“ erwähnt. Die Entscheidung darüber wurde vertagt. Erneut regt sich die Hoffnung auf Wiederauffindung dieses unersetzbaren Materials, wenn man liest, daß diese Tagebücher kopiert werden sollten und die Materialien zu diesem Zwecke auch schon an Martha Fontane übergeben wurden.
Ehe die Hinterlassenschaft des Dichters zu großen Teilen Eigentum des Volkes werden konnte, gelangten infolge wirtschaftlicher Not der Erben und finanzieller Krisen des Staates Ende der 20er Jahre Handschriften in Privitbesitz, vor allem durch eine Aktion im Jahre 1933/' Zum Glück für die Forschung waren andere Verkaufsbemühungen w'enig erfolgreich. Die Geburtsstunde eines öffentlichen Fontane-Archivs schlug am 18. Dezember 1935, als der jüngste Sohn des Dichters, Friedrich Fontane (1864—1941), alle noch vorhandenen Papiere der Brandenburgisehen Provinzialverwaltung übergab. Vorangegangen waren vergebliche Verhandlungen mit der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin. Für anfangs 100 000 RM, später 20 000 RM, boten die Brüder Theodor (1856—1933) und Friedrich Fontane „alles noch vorhandene“ der Bibliothek an. Das Gegenangebot der Bibliothek betrug 8 000 RM, zahlbar in zehn Jahresraten. Diese Verhandlungen erstreckten sich auf:
a) rund 1 800 Originalbriefe Theodor Fontanes
b) alle anderen Manuskripte, ca. 20 000 Seiten Autographe
c) Vorbereitungen für eine Gesamtausgabe, die Rechte dazu, Abschriften, Erinnerungsstücke, Bilder sowie eine Kartei und andere Erschließungsstücke der Erben, vor allem Friedrich Fontanes
Der Gedanke, daß alles damals Vorhandene, dazu die Werkmanuskripte und der große Schreibtisch des Dichters, mit weiteren Materialien (die die Witwe Emilie Fontane bereits 1902 ins Märkische Museum gegeben hatte, „damit keines der Kinder ... vor den anderen bevorzugt wird“) an einem Ort der Forschung zugänglich wären, ist zu bestechend, um ihm nicht nachzuhängen.
1905 (man vergleiche das schon erwähnte Protokoll) waren umfangreiche Bestände bei den Erben und Kommissionsmitgliedern deponiert, wie eine Liste der „Inventur über den an verschiedenen Stellen lagernden literarischen Nachlaß Theodor Fontanes“ zeigt, die sich ebenfalls im Nachlaß Friedrich Fontanes fand. Danach lagerten Einzelkonvolute bei dem Geschäftsführer der Kommission, Rechtsanwalt Paul Meyer, bei Fontanes Tochter, Frau Professor Fritsch, aber auch bei der Firma Fr. Fontane & Co.
Martha Fontane und ihr Mann arbeiteten bereits an der Ausgabe der Freundesbriefe, d. h. sie übertrugen Briefe Theodor Fontanes (u. a.) an Stephany, Friedlaender, Rodenberg, Erich Schmidt, Spielhagen, Neumann-
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