in Schleswig, Prof. Sagave in Paris u. v. a. Mehrere Tausend Abschriften von Originalhandschriften des Dichters (zumeist Briefe), die nicht ausgelagert worden waren, gewannen in mehrfacher Hinsicht an Wert. Sie halfen bei der Ermittlung der Fehlbestände, indem wichtige Briefe im Zusammenhang gelesen werden konnten. Der Aufbau eines Auskunftsapparates unterstützte die Bemühungen um einen Gesamtüberblick, so daß das Potsdamer Archiv auch in dieser Hinsicht zum Zentrum der neu einsetzenden Forschung wurde.
1962, als ein gedrucktes Bestandsverzeichnis 9 der wieder vorhandenen Handschriften erschien, verbesserten sich die Möglichkeiten der Benutzung sprunghaft. Die großen Gesamtausgaben mit vielen bis dahin unbekannten Texten Theodor Fontanes entstanden auf der Grundlage der seit 1959 reicher gewordenen Sammlungen des Archivs. Besondere Verdienste erwarb sich der Auf bau-Verlag der DDR unter Leitung von Dr. Peter Goldammer, heute von Dr. Gotthard Erler, indem er für seine Ausgaben die gründlichste Textrevision vornahm und zahlreiche ungedruckte Materialien aus dem FA verwendete. Es war und ist ein glücklicher Umstand, daß beide Verleger namhafte Fontane-Forscher sind. 10 Die intensive Zusammenarbeit mit Verlegern und Forschern aus aller Welt führte zum Auf- und Ausbau weiterer Sammlungen. Die Bestände an wissenschaftlicher Literatur, die den Charakter eines Handapparates schnell sprengten, und eine Zeitungs-Ausschnittssammlung, die bis in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückreicht und ständig ergänzt wird, wurden 1965 in der 2., bedeutend vermehrten Auflage des Bestandsverzeichnisses „Literatur von und über Theodor Fontane“ erfaßt.
Das Jahr 1965 bezeichnet den Zeitpunkt, von dem an eine neue Dimension nationaler Wirkung und internationaler Ausstrahlung datiert. In diesem Jahr wurden dem Fontane-Archiv wertvolle Dauerleihgaben der Deutschen Staatsbibliothek und der Universitätsbibliothek Berlin durch die Prof. H. Kunze u. Prof. W. Irmscher übergeben (darunter 67 noch un- erschlossene Arbeitsbücher des Dichters). Ein gut besuchtes Symposium krönte die 15jährige unermüdliche Aufbauarbeit 11 von Joachim Schobeß. der das Archiv von 1950 bis 1980 leitete. 1965 erschien auch die erste Nummer der heute in 30 Staaten der Erde gelesenen Zeitschrift „Fontane- Blätter“. Mehr als 100 Bibliotheken in aller Welt helfen, diese Publikation bekannt zu machen. Aus einem Freundeskreis des Archivs, in dem neue Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit vorgetragen wurden, wuchs eine Gruppe von Wissenschaftlern zusammen, die sich der Sammlung und Erschließung, der Edition, Interpretation und der Propagierung dieses Werkes verpflichtet fühlte. Dazu zählen Dr. sc. Joachim Biener (Dozent f. Literaturgeschichte an der PH Leipzig), Paul Conrad (t) (Lehrer im Ruhestand, Kleinmachnow), Dr. Gotthard Erler (leitender Lektor im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar), Dr. Joachim Göbel (Dozent am Weiterbildungsinstitut des Min für Volksbildung in Ludwigsfelde), Dr. Joachim Krueger (stellv. Direktor der Universitätsbibliothek Berlin), Bibliotheksrat Joachim Schobeß, Dr. Christa Schultze (Akademie der Wissenschaften der DDR), Dr. sc. Peter Wruck (Dozent am germanistischen Institut der Humboldt-Universität Berlin), der den ersten Vortrag hielt
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