- Festfeier und Gedenktage im griechischen Alterthum. - 293
Errettung aus Feindeshand, jeder folgenreiche Sieg für ein Geschenk der Götter, denen fo auch der Dank dafür gebührte; doch konnte die Beziehung auch noch etwas anders begründet werden. So war es nur Erfüllung gethauer Gelübde, kein eigentliches Siegesfest, wenn zum Andenken an die Schlacht von Marathon die Athener der Artemis Agrotera alljährlich 500 Ziegen opferten; und das Erinneruugsfest für die Schlacht bei Leuktra ward ein Wettkampf zu Ehren des Zeus Basileus, wie ein Orakel vorher geboten hatte.
Aber auch ohne solchen Zwang verband ein frommer Sinn gern die wiederkehrende Siegesfeier mit einem bestehenden Feste der Götter: wohl ließen die Athener zum Andenken an die Schlacht von Salamis im Anschluß au einen besonderen Vorfall, welcher der Schlacht vorherging, alljährlich einen Hahnenkampf im Theater anstellen, aber die eigentliche Siegesfeier fand am Feste der Mondgöttin statt, weil sie ihr Licht den Hellenen damals hätte strahlen lassen. Und weder das Befreiungsfest für den Tag von Plataeae noch die Feier für den Sieg von Leuktra scheinen an den Jahrestagen der Schlachten stattgefunden zu haben , sondern an nahe liegenden Festen der Götter.
Auf der anderen Seite war aber auch wiederum in einem bestimmten Brauche des griechischen Lebens die Handhabe geboten, um an historische Ereignisse eigene, ganz besondere Feste anzuknüpfen: man brauchte sich nur zu entschließen, die Feier, welche inan ohnehin nach jedem Siege, jeder Errettung und Befreiung anzustelleu Pflegte, zu einer wiederkehrenden zu machen, — und der Gedenktag war geschaffen. Daß dies häufig geschehen, dürfen wir aus den nicht vielen, aber ganz zufällig überlieferten Fällen dieser Art mit Recht schließen: in Argos gedachte man noch im zweiten christlichen Jahrhundert einer Frau, der Telesilla, an dem Tage, an welchem sie fast siebenhundert Jahre früher an der Spitze der Argiverinnen die Stadt gegen den Spartanischen König Kteomenes vertheidigt hatte. Fast ebensoviele Jahre nach dem Leonidas und nach dem Pausanias, der bei Plataeae gesiegt, feierten die Spartaner noch das Andenken dieser Helden durch einen Wettkampf und durch Reden; letztere gewiß kein ursprüngliches Element, zumal in Sparta. Die Athener feierten das Gedächtniß des Harmodios, des Tyrannenmörders, durch ein Todtenopfer; und außer den schon charalterisirten Siegesfesten begingen sie den Tag, an welchem Trasybulos sie aus den Händen der dreißig Tyrannen befreit hatte, den Tag, an welchem Chabrias bei Naxos gesiegt, Timotheos die Lakedaemonier zum Frieden gezwungen, die Schlacht bei Mantinea geschlagen wurde; und Jahrhunderte hiudurch sind einem „Condottiere" des makedonischen Antigonos Gonatas, Diogenes göttliche Ehren erwiesen und ein Stieropfer dargebracht worden, wohl an dem Tage, an welchem er im Jahre 229 v. Ehr. die piraeifcheü Festungen geräumt und dadurch den Athenern die Freiheit wiedergegeben hatte.
Die Syracufaner — anscheinend besonders zur Einrichtung von Gedenktagen geneigt — beschlossen schon um die Mitte des fünften Jahrhunderts von einem Tyrannen erlöst, den Tag jährlich durch große Opfer und Wettkämpfe zu begehen; sie feierten den Tag, an welchem sie den athenischen Feld-