und verwässert, inhaltliche und sachliche Fehler auftreten oder die Lektüre der „Effi Briest“ die Präsentation der Elisabeth von Ardenne zu stark beeinflußt hat.
Man mag vielleicht noch darüber hinwegsehen, daß der Autor gelinde Schwierigkeiten beim Errechnen des Alters seiner Heldin hat (S. 49: 24 statt 27; S. 139 : 47 statt 37) oder nicht in der Lage ist, einen Vers von drei Strophen zu unterscheiden (S. 106). Bedenklich aber wird es überall dort, wo nachprüfbare Fakten und vorliegende Materialien mit leichtfertiger Indolenz gehandhabt werden, die selbst in einer bewußt „romanhaft“ gehaltenen Biographie unverzeihlich ist. So hat Prof. Manfred von Ardenne bereits darauf hingewiesen, daß die Datierung einer Wanderung Armands und Hartwichs (S. 73) falsch sei und das von Budjuhn Hartwich zugeschriebene Portrait Armands in Wirklichkeit von der Hand Wetzeis stamme. — Die Auseinandersetzung Armands und Elisabeths von Ardenne über Hartwichs Briefe an Elisabeth hat im Jahre 1886 stattgefunden. Budjuhn läßt Armand in diesem Zusammenhang auf die „letzte Novität“, Wicherts Komödie „Ein Schritt vom Wege“, hinweisen, über die Fontane in der Vossischen Zeitung soeben „eine ziemlich lobende Rezension“ veröffentlicht habe (S. 96). Diese Novität ist 1886 jedoch bereits 14 Jahre alt, denn die Uraufführung des Stückes fand am 30. Oktober 1872 statt; Fontane rezensierte diese Erstaufführung und eine weitere Aufführung am 18. November 1879. 2 Die Meldung der Vossischen Zeitung vom 29. November 1886, die über das Duell und den Tod Hartwichs berichtet, ist im Original nachzulesen (S. 103); ein zweites Mal in Form eines Gesprächs, in dem Elisabeths Schwester diesen Zeitungsartikel vorliest (S. 102 f). Diese Nachdichtung weist 14 (!) z. T. erhebliche Abweichungen vom Originaltext auf. Soll der Hinweis des Autors an anderer Stelle, an der „Orthographie und Interpunktion“ eines hier wiedergegebenen Textes sei „gegenüber dem Original nichts geändert“ worden (S. 117), als ein Hinweis darauf verstanden werden, daß der Leser hinsichtlich des Inhalts und der Zitiergenauigkeit nicht mit einer solchen Gewissenhaftigkeit zu rechnen hat?
Nicht recht wohl ist dem Leser auch bei der Lektüre solcher Passagen, in denen die forciert „poetische“ Überformung des überlieferten Faktischen zu einer Interpretation führt, die nicht immer als überzeugend, kaum aber als möglichst wirklichkeitsgetreu angesehen werden kann. Dies betrifft z. B. die Ausschmückung eines Gesprächs zwischen Elisabeth und Armand (S. 37 ff), die Charakterisierung Hartwichs (z. B. S. 65 ff. S. 77 f) oder die Wiedergabe der Reichstagsdebatte im Dezember 1886 über die Duell-Frage (S. 107 ff).
Erfreulicherweise hat der Autor Fontanes „Effi Briest“ offensichtlich ein wenig sorgfältiger gelesen als zu der Zeit, da er das Drehbuch des Films „Rosen im Herbst“ verfaßte. Doch gereicht dies dem Buch nicht unbedingt zum Vorteil, da die Lektüre des Romans die Schilderung der Lebensgeschichte oft in aufdringlicher Weise infiltriert und vom dokumentarischen Anspruch immer weiter fortführt. Die Anspielungen auf Wicherts „Ein Schritt vom Wege“, die bei Fontane den Ehebruch und schließlich die Entdeckung der Briefe verweisend vorbereiten, bemüht sich Budjuhn allzu offensichtlich mit ähnlicher Funktion zu nutzen (S. 74, S. 96 f).