Heft 
(1880) 41
Seite
145
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Rumänische Gesellschaft.

Scenen aus Bukarest

von

George Allan.

Bukarest.

ürst Fermanu gab seinen großen Winterball, mit dem der Carneval abschloß.

Das alte Bojaren-Palais, aus der Zeit seines Vaters, des ^ regierenden Fürsten Nicolas lag im Hintergründe des Hofes; rechts und links von dem hohen Eisengitter, das denselben von der Straße trennte, standen die Wachthäuser, in denen sich zur Regierungszeit des Fürsten Nicolas die Leibwache befand. Jetzt waren sie verödet und nur durch die Pechfackeln erkennbar, die ein Helles, wenn auch unheimliches Licht auf die Einfahrt-Pforten warfen. Die Rampe des Palais war durch Gas­flammen glänzend erhellt. Wagen um Wagen fuhr feit 10 Uhr vor, ganz Bukarest war geladen und ganz Bukarest hatte sich eingefunden.

Im dritten Zimmer des ersten Stockwerks, dessen Niedrigkeit bei der Pracht der Einrichtung merkwürdig auffiel (es war eben ein alter Palast), inmitten dunkelroth ausgefchlagener Möbel, vor einer Gruppe prachtvoller Gewächse, stand die Fürstin Zos Fermanu im Schmuck ihrer Jugend und Schönheit. Eine hohe, volle Gestalt, glänzende blaue Augen, wellige blonde Haare und eine stark gebogene Adlernase gaben ihr einen Herrschertypus. Ihre lichtweiße Toilette war trotz ihrer anscheinenden Einfachheit überaus kost­bar, Perlenschnüre umwanden das Haar, den Hals und die wunderschönen Arme, auch das Kleid war um den Ausschnitt mit einer Perlenreihe geschmückt. Sie empfing die Damen, die ihr Gatte am Arm zu ihr hinein­führte, mit verbindlichem Lächeln und grüßte mit freundlicher Anmuth die Herren, die an ihr vorbeidefilirten.

Da ist er, der Held des Tages, Zos, ich stelle Dir in meinem Freunde Vulteano die Zukunft Rumäniens vor", rief der Fürst, während

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