Heft 
(1880) 41
Seite
146
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- George Allan in Bukarest. -

die Fürstin erst Frau Vulteano begrüßte und dann, sich zu Herrn Vulteano wendend, sagte:

Ich bin Ihnen doppelt dankbar, daß sie nach der angestrengten Debatte gekommen sind! Nun ist mein Fest erst festlich, Bukarest hatte mir einen Abend ohne Sie nie verziehen!"

Mir scheint in Ihrem gütigen Wort der Mann ein wenig unter dem Redner zu leiden, Prinzessin!" erwiderte Vulteano.

Ehe sie etwas entgegnen konnte, kamen andere Gäste, und die Fürstin glaubte geistreich genug gewesen zu sein.

Olga Vulteano trat in den Tanzsaal ein. Von allen Seiten beeilte man sich, sie wegen ihres Mannes glänzender Kammerrede zu beglückwünschen, dann wegen ihrer geschmackvollen, hellgrünen Toilette, und schließlich näherten sich ihr die um einen Tanz Bittenden. Olga war sehr zufrieden. Ihr dunkelbraunes Auge strahlte froh auf das ihr vertraute, bunte Ball­leben, ihr Mund lächelte und ließ die Spitzen der kleinen, Weißen Zähne sehen. Sie machte den Eindruck einer hübschen und angenehmen Frau, ihr ganzes Wesen athmete eine gewisse Ungezwungenheit und Seelenruhe. Ihr braunes Seidenhaar, merkwürdig weich und anschmiegend, schmückte kunstvoll den klassisch Keinen Kopf; wäre ihre leicht gebogene Nase nicht ein wenig zu groß gewesen und hätte eine nervöse Beweglichkeit um den Mund nicht von starker Sensitivität gesprochen, würde man sie für recht unbedeutend gehalten habeneine hübsche Frau", weiter nichts.

Ich möchte erst ein wenig mit Marie Murano plaudern", wandte sich Olga an Veresco, den schlanken, blonden Herrn, dem sie an der Thür den Arm gereicht,sodann führen Sie mich zu Ihrer Frau und später wollen wir die Quadrille tanzen; Rundtänze tanze ich heute nicht".

Veresco war ein Freund ihres Mannes und galt für Olgas treuesten Anbeter.

Frau Maria Murano hatte wirklich gerade einen Augenblick Zeit und diesen benützend sagte ihr Olga flüsternd:

Denke Dir, dieser unverschämte Baloglu hat an Sofies Manu einen Brief geschrieben, er verbäte sich, nach Allem, was mit Stavros vorgefallen sei, daß sie noch in sein Haus kämen. Thu' mir den Gefallen und ignorire ihn vollständig, das sind wir Sofie schuldig".

Dieser Baloglu! Man merkt ihm doch den Parvenü an", entgegnete Frau Murano, und während sie ihre Freundin zu rächen versprach, lorgnettirte sie durch den ganzen Saal nach ihm.

Olga ging jetzt auf Frau Veresco zu, die sich am Arm des jungen Strumo gerade zum Tanz anschickte:Euphrosine, nur einen Guten Abend, ehe Du weiterfliegst. Bist Du Sonnabend bei FÄicie?"

Bei FÄicie, wo man Brescos neues Stück liest und ich womöglich zwei Stunden still sitzen und auspassen soll? Da zieh' ich die Traviata vor.