29 .
Berlin, 24. März 94 Potsd. Str. 134c
Teuerster Leibnitz.
Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief. Rütli, und deshalb schreibe ich, fällt heute aus; der nächste bei mir. Die Roquette- bz. Teppichfrage hat sich geklärt und zwar durch den zu Feiernden x selbst. Er schimpft in seiner humoristischen Weise wie ein Rohrsperling über das geplante Geldgeschenk und die zu diesem Zweck eingeleitete Bettelei. Bei Roquette, der ein sehr forscher und sehr honoriger kleiner Kerl ist, glaube ich ausnahmsweise an den Ernst seiner Entrüstung.
In herzlicher Ergebenheit unter vielen Empfehlungen an Frau Gemahlin, der es hoffentlich leidlich geht, wie immer Ihr
Th. Fontane
30.
Berlin, 29. Okt. 95 Potsdamerstrafse 134c
Teuerster Leibnitz.
Mit herzlicher Teilnahme habe ich gestern von dem Unfall gelesen, der Sie betroffen hat. Ich muhte Ihnen dies doch aussprechen und füge meine besten Wünsche für Ihre rasche Wiedergenesung hinzu. Unter Gruft und Empfehlung von Haus zu Haus, in aufrichtiger Ergebenheit
Th. Fontane
Kommentar
Mit zwei Ausnahmen gehören die hier wiedergegebenen, bisher unveröffentlichten Briefe zu dem Lazarus-Teilnachlafj, den die Universitätsbibliothek Berlin seit 1925 verwahrt. Nur die Briefe vom 17. und 29. November 1879 sind Bestandteil der ehemaligen Fontane-Sammlung des Berliner Bankiers Paul H. Emden, die die Universitätsbibliothek 1930 erwarb.
Über Fontanes Beziehungen zu Moritz Lazarus (mit dem Rütli-Namen Leibnitz) ist bereits in Heft 37 der „Fontane-Blätter" (Bd. 5, S. 415) berichtet worden.
Mit den Zusammenkünften des Rütli, eines engeren Freundeskreises, der sich 1852 als Abzweigung des „Tunnels über der Spree” gebildet hatte, war mitunter eine Sitzung der Berliner Zweigstelle der Deutschen Schiller-Stiftung verbunden. Diese Kombination bot sich an, da einige Mitglieder des Rütli zugleich
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