Zu 30. In Nr. 506 vom 28. Oktober 1895 berichtete die „Vossische Zeitung", daß sich Lazarus am 26. Oktober bei einem Unfall den rechten Arm ausgerenkt hatte. Nebenbei bemerkt, zeigt dieser Brief, wie aufmerksam Fontane die Zeitung las, so daß ihm auch kurze Notizen nicht entgingen.
»Und diese Hyperklugheit hat die ganze neure Schule".
Eine neuentdeckte zeitgenössische Rezension über Fontanes Roman „Quitt" (1891)
Mitgeteilt und kommentiert von Frederick Betz (Carbon dale)
„Ich. vergaß vorgestern ein Wort über die Kritiken zu sagen oder doch über die eine aus der ,Tägl. Rundschau' abgedruckte. Sie rührt offenbar von einem der Gebrüder Hart her, die Theater- und Literaturkritiker an der ,Tgl. Rundschau' sind", so Fontane in einem Brief an Hans Hertz vom 15. April 1891. 1 Obwohl es naheliegt, daß es sich hier um Rezensionen bzw. um eine Rezension von einem der Gebrüder Hart über Fontanes Roman „Quitt" (der Ende November 1890, Impressum 1891, im Verlag von Wilhelm Hertz erschienen war) 2 handelt, ist „die eine aus der ,Tägl. Rundschau' abgedruckte" Kritik in der Fontane-Forschung unbekannt geblieben. 3 In ihrem Kommentar zu diesem Brief geben die Herausgeber der Briefe Fontanes an Wilhelm und Hans Hertz lediglich die Lebensdaten von Heinrich (1855—1906) und Julius (1859—1930) Hart, rdit dem zusätzlichen Hinweis auf ihre Mitarbeit an der „Täglichen Rundschau" (Berlin) seit 1877. 4 Sonst hat man diesen Brief entweder als Beispiel dafür zitiert, wie Fontane seine französische Abstammung überscharf akzentuieren konnte, wenn es ihm darauf ankam, sie von „preußischen" Traditionen zu unterscheiden, 5 oder als Beispiel für Fontanes Kritik am zeitgenössischen Naturalismus, genauer: an der „Hyperklugheit", an dem anmaßenden Ton und der voreingenommenen und falschen Beurteilung andersgearteter Werke und Dichter in der Kritik einzelner Vertreter der jüngeren naturalistischen Generation, vor allem Karl Bleibtreus (1859—1928) und Conrad Albertis 1862—1918), 6 anscheinend aber auch der Gebrüder Hart, wie aus dem weiteren Text des eingangs zitierten Briefes an Hans Hertz hervorgeht:
„Mit dem Maß an Anerkennung bin ich durchaus zufrieden, ich kann also nicht in den Verdacht kommen, die Sache aus persönlichen Gründen unter- taxiren zu wollen. Es ist aber eigentlich der helle Unsinn, nicht aus Dämlichkeit, sondern aus Hyperklugheit des Herrn Verfassers. Und diese Hyperklug-
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