Heft 
(1990) 49
Seite
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handelt es sich um die Hochzeitsfeier im Hause des Rostocker Freundes Friedrich Witte.

II.

DemFingerzeig", der ihn in das Haus des Hofschlächtermeisters brachte, entspricht fünf Jahre später seinguter Stern", der ihn zu Johanni des Jahres 1845 in die Polnische Apotheke in der Friedrichstraße führte, in das Haus des ausgezeichneten" Ehepaares Schacht. 2 Auch wenn es dort, was Wohnung und Kollegen betraf,nicht recht was war", so traf er es hinsichtlich der Prinzipali- tät und der Lehrlinge desto besser. Besonders nennt er in diesem Zusammen­hang Friedrich Witte aus Rostock, das spätere Mitglied des Reichstages, der es verstanden habe, die chemische Fabrik in seiner Vaterstadt zu einem Welt­geschäft emporzuheben. Witte heiratete 1854 Anna Schacht, die älteste Tochter seines Prinzipals. Fontane blieb diesem Rostocker Paardurch ein langes Leben hin in herzlichster Freundschaft verbunden". Er fügt diesem Bericht hinzu: In unsern Kindern lebt diese Freundschaft fort." 3

Der Familiennachlaß Witte im Rostocker Stadtarchiv enthält zwei Gedichte Fontanes in der Abschrift Emilie Fontanes, von denen eins bereits bekannt ist: Wir kennen aus Heiden- und Christenthum . . . " / ' Es ist für den Polterabend der Hochzeit Friedrich Wittes mit Anna, geh. Schacht, am 7. Nov. 1854 geschrie­ben und schließt mit der Nachschrift:Geschrieben am ersten Tage ihres leider dreißigsten Jahres von Ihrer, dem liebenswürdigen Witteschen Ehepaare alles Glück wünschenden Emilie Fontane."

Das andere noch unveröffentlichte ist eine Variation eben jener Rolle, die er sich in jüngeren Jahren für den Polterabend in der Klosterstraße geschrieben hatte. An die Stelle von Amor und Psyche treten hier Büsten von Herder, Schiller, Goethe und Wieland und ermöglichen eine Reihe launiger Anspie­lungen. Es ist aber nicht für die Hochzeit von F. und A. Witte bestimmt gewesen, sondern für eine Hochzeit, die im Witteschen Hause in der Langen Straße gefeiert wurde: Friedrich Wittes Schwester Johanna (18371886) hei­ratete am 18. Juli 1861 den Arzt Dr. Wilhelm Brummerstaedt (18311887). Er wird im Text als Bräutigam genannt. Das Brummerstaedtsche Paar hat ebenfalls in Rostock gelebt, er stand nicht nur in verwandtschaftlichen Bezie­hungen zu Wittes, sondern war auch ihr Hausarzt. Der in dieser Stadt geachtete Mediziner war Privatdozent für Gynäkologie und Mitglied der Prüfungs­behörde für Ärzte. Fontanes haben diese Hochzeit nicht mitgefeiert, aber den folgenden Beitrag für dieses Fest aus Berlin beigesteuert:

Er

Nu Nanni man vorwärts, man immer geschwind,

Es sieht mir so aus, hier wird et wol sind.

Viele Menschen und Lichter und allens in Staat,

Nu vorwärts, Nanni, un mach Dir parat Und such Dir den Bräutgam hier in'nen Saal Du kennst ja den Ollen von dunnemal.

Nanni

Na setzt man erst hin hier; hier stell' et na nu!

Du fragst ooch noch, ob ich ihn kennen du?

Ick seh ihn noch sitzen, sein graues Haar

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