Heft 
(1990) 49
Seite
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Nanni

Und hättest Du recht, behalt' es für Dich,

Wir blamieren uns sonst hier fürchterlich.

Denn wie es auch komme und wie es auch sei,

Ob Spiel der Natur, ob Zauberei,

Der Alte, den wir früher gesehn,

Ich seh ihn dort lächelnd bei Seite stehn,

Und neben der Braut, potz alle Welt!

Da sitzt ein Junger, der mir selber gefällt.

Er

Das gibt ne Bescherung! Ja so gehfs,

Ich armer Kerl, so geht es mir stets.

So oft ich für was mich echauffier.

Gleich regnet es in die Bude mir.

Kaum stimm' ich ein Loblied auf's Alter an Und denke Wunder was ich gethan.

So thut mir das Schicksal solchen Tort Und ein Junger sitzt da und der Alte is fort.

Na, bester Herr Bräutigam, et was man Geschwöwel, Ick bitt auf plattdütsch: nehmens nich öwel!

Nanni

Papa, gieb man die Parthie verloren.

Wir haben uns doch nu mal blamoren!

Sei froh, des (!) nich mehr er brummen thät,

Doch er heifjt blos Doctor Brummerstaedt!

Ick glob, et is en juter Mann,

Drum nimm man die Puppen und fange an.

Er

Se waren zwarst für 'nen ollen Herrn,

Doch ick jeb' nem Jungen se eben so gern.

Diese viere spielten die erste Flöte:

Es ist Wieland, Herder, Schiller und Goethe.

Ick hab nich viel von de viere gelesen.

Doch ich weefj, et sin (.) Kerle gewesen.

Nanni

Zu Hause sagst Du hin: alles is quatsch,

Verstand hat blos noch Kladderadatsch.

Er

Still, Nanni, was man so sagt zu Haus,

Das plaudert man nich vor andern aus.

Ick mache so manchmal meinen Schnack,

Hier aber zeig ick bessern Geschmack.

Und diese 4 Puppen sind gutes Geleit Durch die Stadien eurer Lebenszeit.

Hier Papa Herder die reine Tugend,

Hier Schiller die enthusiastische Jugend,

Hier Goethe erst Sonne, dann Abendröte,

Hier Wieland Nachtigallengeflöte.

Ja, wenn erst der Abend des Lebens kommt,

Denn is et der Wieland, der uns frommt.

Er spielt nich mehr mit in't Liebesgetriebe,

Er lächelt, er scherzt, er plaudert von Liebe.

Doch zunächst ist dieser der rechte Mann,

Und die Schillersche Zeit, sie halte an.

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