Martha Fontane kehrte häufig in Rostock bei Wittes ein, feierte Familienfeste mit, spielte bei solchen Gelegenheiten bei Liebhaberaufführungen Theater mit, wie ein Programmzettel im Nachlaß belegt. Die Verlobung von Friedrich Carl Witte, dem Sohn von Friedrich und Anna, nimmt sie in ihrem Glückwunschschreiben vom 5. 9. 91 zum Anlaß, sich, seine „getreue Vice-Schwester" zu nennen, — auch dieser Text findet sich im Familiennachlaß Witte im Rostocker Stadtarchiv:
„Lieber Fidi Lauratus - Deyelsdorf, d. 5. Sept. 91
Gestern erfuhr ich die große Freudenmär und so schnell meine geographische Lage es gestattet, sollst Du meine wärmsten und herzlichsten Glückwünsche in Händen haben.
Natürlich ist der Wunsch Deine liebe Braut kennen zu lernen sehr lebhaft bei mir, und ich freue mich riesig, ihr im Okt., wenn ich via Rostock nach Berlin gehe, etwas die Cour machen zu können. Hoffentlich kann ich dann meinen heutigen Satz: möge sie Dich, mein lieber alter Junge, verdienen, in: mögest Du sie verdienen umwandeln, dann bin ich superlativisch mit Deiner Wahl zufrieden.
Für heute sprich meine besten Wünsche auch ihr aus und weise sie in einer mußevollen Stunde in die reizvolle Anciennität unseres Verhältnisses ein, damit sie mir und meinen liebevollen Absichten ein leidliches Terrain darbringt. In herzlicher Liebe und Freundschaft
Deine getreue Vice-Schwester Martha Fontane."
Auch Theodor Fontane gratuliert natürlich zu diesem Ereignis, es können sogar zwei Briefe von ihm mitgeteilt werden, einer an den Verlobten:
„Mein lieber Friedrich Carl.
Empfange meiner und meiner Frau herzlichste Glückwünsche zu der Verlobung mit Deiner wie es scheint englisch fingierten Hansabraut und empfiehl mich dieser wie Deinen und ihren lieben Eltern. Wie wird sich Mete gefreut haben! In alter Anhänglichkeit
Dein
Th. Fontane
Berlin 5. Sept. 91"
Der zweite ist vielleicht an den Schwiegervater Roth in Bremen, da er seinen alten Freund Witte kaum mit „hochgeehrter Herr" angeredet haben dürfte: „Empfangen Sie, hochgeehrter Herr, mit den herzlichsten Glückwünschen zu der uns hoch erfreuenden Verlobung innerhalb der Häuser Roth und Witte zugleich die Versicherung vorzüglichster Ergebenheit.
Th. Fontane und Frau
Berlin 7. Sept. 91"
Friedrich Witte seinerseits nahm — wie sein in Rostock aufbewahrtes Tagebuch ausweist 11 — an den Feierlichkeiten zu Fontanes 70. Geburtstag teil und
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