dafür aber mit den Hauptfächern Naturkunde, Mathematik und neuere Sprachen zu schicken, galt in der damaligen Zeit als sehr gewagt. Viele prophezeiten auch der 1824 gegründeten Gewerbeschule in Berlin ihren baldigen Untergang und äußerten sich mißfällig über die Prinzipien der neuen Anstalt. Der Charakter der neuen Schule und die interessante und vielseitige Persönlichkeit ihres Direktors Karl Friedrich Klöden ließen den Vater die „Berlinische Gewerbeschule" als weiteren Ausbildungsort für seinen Sohn wählen.
Klöden, dessen 200. Geburtstag wir in diesem Jahr begehen können, leitete seit der Gründung der Schule als „erster Lehrer" und Direktor die Geschicke der Anstalt und war ein weithin anerkannter Pädagoge und Geograph. 5 Außerdem besuchte Theodor Fontanes Swinemünder Freund Wilhelm Krause als Schüler und Pensionär des Direktors Klöden die Gewerbeschule. Er wird in den Ferien über die Schule berichtet haben. 0
Klöden hatte seit dem Bestehen der Schule zahlreiche Schulschriften herausgegeben, in denen er unablässig für diese neue Schule warb. Öffentliche Schulprüfungen wurden durchgeführt, zu denen ebenfalls Schulprogramme einluden. Sie fanden eine weite Verbreitung. Auch Goethe lernte so die wissenschaftlichen und pädagogischen Leistungen Klödens schätzen. 7
Die Berliner Gewerbeschule war als eine städtische Einrichtung jedoch vorwiegend für Berliner Schüler vorgesehen. Auswärtige Bewerber wurden nur aufgenommen, wenn noch freie Plätze vorhanden waren, sie mußten auch ein höheres Schulgeld bezahlen. Diese strengen Bestimmungen hängen eng mit der Gründungsgeschichte dieser Schule als nichtstaatlicher Einrichtung zusammen.
Als Lehranstalt, die das Latein nicht ausschloß, aber in Mathematik und Naturwissenschaften einerseits, in englischem, französischem und deutschem Sprachunterricht andererseits die Grundlagen der modernen höheren Schulbildung sah und auch Technologie und Rechtskunde miteinbezog, entstand sie aus städtisch-bürgerlicher Initiative. Der Berliner Bürgermeister von Bärensprung versuchte zuerst, die Idee der Realschulen mit Ausschluß von alten Sprachen durch die Gründung einer Gewerbeschule in Berlin zu verwirklichen, in heftiger Auseinandersetzung zwischen der Stadt Berlin und dem Staat Preußen. „Der Magistrat hatte 1815 als Ersatz für die 1786 eingegangene Dorotheenstädtische Schule die staatliche Hilfe für die Neugründung einer Gewerbeschule beantragt; der Staat hatte mit einem Gegenplan geantwortet und dabei auf den Unterschied zwischen Schulen für regierende und für regierte Schichten hingewiesen. Bärensprung antwortete 1819/20 mit dem Vorschlag einer Bürgerakademie, der ebenfalls abgelehnt wurde. Nun erwiderte der Magistrat mit einer scharfen Kritik am staatlichen Gegenplan und seinen Gesichtspunkten. Daraufhin lenkte die preußische Regierung merkwürdigerweise ein und stimmte der Errichtung einer Gewerbeschule zu, unter Beratung des Staatsrats Kunth und unter Beuth’s Einfluß." 8
Der preußische Gewerbepolitiker Peter Christian Beuth (1781—1853) hatte mit seiner Konzeption einer an den westeuropäischen Ländern orientierten Wirtschaftsförderung in Preußen bereits 1821 eine zweiklassige technische Schule gegründet. Diese Handwerkerschule hatte ihren Sitz im Gewerbehaus in der Klosterstraße. Ab 1827 Gewerbeinstitut, wurden dieser Lehranstalt in jedem Regierungsbezirk einklassige Gewerbeschulen zugeordnet, deren Absolventen
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