Heft 
(1990) 49
Seite
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Als Einschreibegebühr waren 3 Rthlr. zu bezahlen, und Fontane wurde vom Direktor Klöden im Aufnahmebuch der Schule unter der Nummer 77 registriert:

Name: Theodor Heinrich Fontane Alter: 13Vä

Geburtsort: Neu Ruppin Vater: Apotheker Fontane Wohnung: Wallstraße Nr. 73 bei Badke besuchte bisher: Gymnasium zu Ruppin III Einschreibegeld: 3 Rthlr.

Aufgenommen: 1. Oktober 1833. Klasse III Lateinschüler

Wie aus den Angaben der alten Inskriptionsakte der Schule ersichtlich, wohnte Fontane nicht sofort bei seinem Halbonkel August Fontane [18041870(?)). Erst im Januar 1834 zog er als Pensionär zu der Familie in der Burgstraße, wo der Onkel einen Laden mit Malutensilien hatte, später mit ihnen in die Große Hamburger Straße, nachdem er Ostern in eine höhere Klasse versetzt worden war. Er hatte denaufrichtigen Willen, fleißig und ordentlich zu sein. Aber es kam nicht dazu. Nach dieser Seite ging mir immer alles verquer, oft ohne jede Schuld von meiner Seite. .. Onkel August kam um Pfingsten (1834 v. V.) auf die Idee, ganz in der Nähe von Berlin eine Sommerwohnung zu mieten, und wählte dazu das eine gute Viertelstunde vor dem Oranien­burger Tore gelegene Liesensche Lokal... " w

Das Gebäude der Gewerbeschule befand sich Anfang der dreißiger Jahre in der Niederwallstraße 12, in dem ehemaligen Haus des Grafen von Hertzberg, einem berühmten Minister Friedrichs des Großen.

War die Pension Badke noch in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schule gelegen, hatte er vomLiesenschen Lokal" schon eine Stunde zu laufen. Die jeden Mittwoch und Sonnabend stattfindenden botanischen Exkursionen in Treptow, in Britz oder im Südosten Berlins, auf der Rudower Wiese, verlängerten den Schulweg Fontanes an diesen Tagen erheblich. Die Folge dieserLiesenschen Sommerfrische" war denn auch,daß ich mehr und mehr in Bummelei verfiel und mich daran gewöhnte, die erste Stunde von acht bis neun zu schwänzen, was sehr gut ging, weil der französische Professor, der an wenigstens drei Schulen Unterricht gab, sich den Teufel darum kümmerte, wer da war und wer nicht. Und wie der Löwe, wenn er erst Blut geleckt, nicht säuberlich inne­hält, so war mir bald die Stunde von acht bis neun viel zu wenig, und binnen kurzem hatt ich es dahin gebracht, mich halbe Wochen lang in und außerhalb der Stadt herumzutreiben. Es empfahl sich da auch dadurch, daß sich bei solchen Tagesschwänzungen leichter ,von Krankheit' sprechen ließ. Und das Vierteljahr von Oktober bis Weihnachten war die schönste Zeit dazu" 15 .

DieseTagesschwänzungen" von Schülern schienen bei den überfüllten Klas­sen vor allem den zahlreichen nebenamtlich tätigen Lehrern tatsächlich nicht aufgefallen zu sein. Noch zehn Jahre später gibt der Ulmer Realschullehrer Christian Nagel bei seinem Besuch in der Gewerbeschule einen ähnlichen Ein­druck wieder. Auf ihn hatte die Anstalt bei seinem Besuchim Ganzen nicht

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