unterricht vor allem in Chemie fundierte Kenntnisse an der Gewerbeschule vermittelt bekommen. Für die Beschäftigung mit der Chemie hatte Fontane auch eine große Vorliebe während seiner Schulzeit entwickelt. Sein Lehrer Friedrich Wilhelm Köhler (1805—1871) wurde, ein halbes Jahr bevor Fontane an die Gewerbeschule kam, als „zweiter ordentlicher Lehrer" angestellt. 1828 hatte Köhler an der Universität Marburg promoviert zum Thema „De nonullis diallagi varietatibus" und war ab 1829 am Cöllnischen Realgymnasium in der Wallstrafsc tätig gewesen. Als Lehrer für Naturwissenschaften wirkte er dort in „vorzüglicher Weise im Dienste der Commune" 34 . Mit dieser Empfehlung wurde er zum Nachfolger von Friedrich Wöhler an der Gewerbeschule ernannt. Köhler unterrichtete zu Fontanes Zeit in Physik, Chemie und Mineralogie. Er setzte sich vor allem für eine methodische und didaktische Gestaltung des Fachunterrichts ein. Dazu verfaßte er Lehrbücher, die im Unterricht verwendet wurden und auch zum Selbststudium der Schüler gedacht waren. 1831 hatte er den „Grundriss der Mineralogie für Vorträge in höheren Schulanstalten" herausgegeben, der dem „Schüler das Nachschreiben nach dem Vortrag des Lehrers ersparen und zugleich zur Präparation und Repetition dienen soll" 3 ' 1 . Drei Jahre später erschien die „Chemie in technischer Beziehung" als „Leitfaden für Vorträge in Gewerbeschulen" gedacht, einer Ausgabe, der mehrere Auflagen folgen sollten.
Köhler, 1837 zum Professor ernannt, übernahm nach dem Tod Klödens die Leitung der Schule, gab sie jedoch 1861 wegen eines Augenleidens auf.
Der Umstand, daß die Mehrzahl der hauptamtlichen Lehrer an zwei oder mehreren Institutionen unterrichteten und zahlreiche „außerordentliche Lehrer" an der Schule tätig waren, behinderte den störungsfreien Ablauf des Unterrichts und der Leitungsgeschäfte Klödens ernsthaft. 30
Aber die sozialen Bedingungen zwangen die Lehrer dazu, da sie zur damaligen Zeit anders nicht im Raume der Wissenschaft hätten existieren können.
Die Situation der Lehrer an der Gewerbeschule hatte Fontane auch bei der literarischen Gestaltung des jungen Literaturgeschichts- und Geographielehrers Dr. Marcel Wedderkopp in dem Roman „Frau Jenny Treibei" vor Augen, dessen Weg vom Lehrer an einer Höheren Mädchenschule zum Gymnasialoberlehrer mit Reisestipendium und von dort zur Privatdozentur oder Extraordinariat teilweise ihren Karrieren nachempfunden ist.
Diese Pädagogen der „Berlinischen Gewerbeschule" waren Vertreter einer neuen Lehrer- und Forschergeneration. Sie förderten mit der Realschulbildung den Fortschritt von Wissenschaft, Handel und Industrie und halfen mit, daß „aus den Schulen für Naturwissenschaft, mag man sie Gewerbe- oder Realschulen nennen, . .. sich eine neue kräftigere Generation entwickelte, kräftiger an Verstand und Geiste, fähiger und empfänglicher für alles, was wahrhaft, groß und fruchtbringend ist. . . " 37 .
Unter diesem Aspekt ist nicht nur Fontane als der bekannteste Absolvent dieser Schule anzusehen 38 , sondern wie die Absolventenlisten der Gewerbeschule zeigen, finden sich unter den ehemaligen Zöglingen der „Berlinischen Gewerbeschule" bedeutende Vertreter der Berliner Industrie, Wirtschaft und Kunst. So die Baumeister und Architekten Georg Heinrich Hitzig (1811—1881) und Friedrich Adler (1827—1908), der Bankier und Stadtrat Paul Hermann Mendel - sohn-Bartholdy (1812—1875) oder „der für die weibliche Welt so wichtige" 39
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