Heft 
(1878) 09
Seite
129
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Ein deutsches Funnlienblatt init Illustrutivnen.

Erscheint wöchentlich nnd ist durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 2 Mark zu beziehen.

Kann im Wege des Buchhandels auch in Heften bezogen werden.

XIV. Aurgegrkrn nm 1. Dezember 1877. Der Jahrgang läuft oam Weber 1877 bis dahin 1878. 18?8. 9.

Unser Graf.

Eine Erzählung von Theodor Hermann Pantenius.

Nachdruck verboten. Ges. v. 11./VI. 70.

XII.

Der Graf reiste am folgenden Morgen mit dem Frühzuge nach der Residenz. Er hatte in der Nacht eine Depesche erhal­ten, in welcher er aufgefordcrt wurde, persönlich mit dem be­treffenden Departementschef der Domainenverwaltung zu ver­handeln. Die Mißverständnisse, die in Bezug auf Hallermünde entstanden waren, würden sich, so hieß es, dann rasch besei­tigen lassen.

Dieser Anlaß, sein Haus für einige Zeit zu verlassen, war dem Grafen in hohem Grade willkommen. Er hoffte dort in Ruhe über seine Lage Nachdenken und seinen Entschluß fassen zu können, und er vergaß, daß er ja die Unruhe mit sich nahm.

Als er nach vierzehntägiger Abwesenheit nach Hause zürück- kehrte, war er indessen zu einem Entschluß gelangt. Dieser ging dahin nichts zu thun. Er wollte Alice noch mehr meiden als bisher und sich so allmählich auf die Trennung von ihr vorbereiten. Es war doch im Grunde bisher nichts geschehen, was einen so radikalen Bruch mit der Vergangen­heit, wie er ihn anfangs beabsichtigt hatte, hätte rechtfertigen können. Pflicht und Ehre geboten ihm, wie er meinte, gleich sehr an der Seite seiner Frau auszuharren und seine Leiden­schaft niederzuhalten. Das mußte ihm überdies künftig leichter fallen als bisher. Alice war jetzt gewarnt, sie wußte jetzt, wessen sie sich von ihm zu versehen hatte, sie mußte ihm daher künftig behilflich sein, jedem Zusammensein aus dem Wege zu gehen. Seine Frau war ahnungslos, niemand wußte um das Vorgefallene, noch konnte für die beiden Frauen alles gut enden, und er nun er büßte eben für die eigene Schuld.

Der Abend, an dem sich der Graf von Campbellshof aus seinem Schlosse näherte, war feucht und kalt. Es hatte den Tag über geregnet, und auch jetzt trieben noch schwarze, dick­bäuchige Wolkenmassen schwer vor dem kalten Nordwinde her. Auf dem schwarzen Wasser des Stromes tanzten weiße Wellen-

XIV. Jahrgang, g. e

(Schluß.)

zacken und schlugen klatschend an den Wänden der auf- und niederschwankenden Fähre empor. Als die Fähre nach langem Kampf endlich das andere Ufer erreicht hatte, flogen die Rappen dahin wie ein Pfeil, und doch mahnte der Graf den Kutscher immer noch zu größerer Eile. Es war ihm, als ob seinem Hanse ein Unglück drohe, das er noch abwenden könne, und doch fürchtete er sich auch wieder vor seinem eigenen Hause.

Er fand die Gräfin mit den Kindern im Speisezimmer, Alice war nicht zugegen. Sie war doch nicht etwa fort? Der Graf küßte die jubelnden Kinder und umarmte seine Frau. Diese war so freundlich und ruhig wie immer, aber es schien ihm doch, als ob eine Veränderung mit ihr vorgegangen sei, eine Veränderung, deren Wesen er freilich nicht hätte angeben können, oder erschien es nur seinem bösen Gewissen so?

Ich freue mich, Dich hier zu sehen," sagte der Graf. Ich schließe daraus, daß Du Dich wohler fühlst." Ina wird doch nicht hier sein, weil Alice fort ist, dachte er. Das Herz stand ihm still bei diesem Gedanken.

Die Gräfin lächelte, wich aber einer Antwort aus und bemerkte:Es ist häßliches Wetter draußen."

Ja, abscheuliches. Kalt und naß."

Was suchst Du?"

Ich? Nichts, oder doch ich sehe keinen Portwein auf dem Tisch. Eleonore, sage dem Diener, daß er welchen bringt, ich möchte mich erwärmen. Und Sardinen, hörst Du, nicht Sardellen Sardinen."

Der Graf wandte sich wieder seiner Frau zu.Nun, wie habt Ihr die Wochen verbracht?"

Die Gräfin lächelte wieder.Ich danke Dir, still und ruhig wie gewöhnlich. Ahlbach war hier und fragte, wann Du kämest. Er wollte Dich, wie es schien, in einer dringenden Angelegenheit sprechen. Friedrich, fragen Sie Ernst, ob er meinen Brief rekommandirt hat. Dann waren noch die Roisi- tenschen hier und die Berghöffschen. Letzterer läßt Dir sagen,

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