— eine von Bernhard Suphan Unterzeichnete Einladung zur Einweihung des Goethe- und Schillerarchivs in Weimar erhalten, sie jedoch abgelehnt; er begründete seine Absage Schmidt gegenüber mit den Worten: „Ich habe geantwortet ,daß ich nicht könne', was wegen Karlsbad auch wirklich der Fall ist. Aber wenn es auch anders läge, würde ich doch ,weit vom Schuß' zu bleiben suchen. Ich kann mich da nicht mit einem Male gut einreihen, f. . .] weil ich der da zu spielenden Rolle nicht gewachsen bin. Es ist mir gelegentlich passiert, daß ich mit einem lateinischen und oder selbst griechischen Zitat wie mit du auf du angeredet worden bin, wobei ich immer das Gefühl gehabt habe: ,Erde, tu dich auf' — ein Gefühl, das mir in Weimar leicht noch mal erblühen könnte. Denn trotzdem ich meinen Lewes und sogar meinen Herman Grimm gelesen habe, habe ich doch von Goethewissenschaft keinen Schimmer und würde jeden Augenblick die Angst haben: Jetzt geht es los'." (IV, 4, 559).
11 So in, seinem Essay von 1853, „Unsere lyrische und epische Poesie seit 1848", III, 1, S. 242.
12 In einem Brief an Georg Friedlaender aus dem Frühjahr 1890 heißt es: „Das Ueberlieferte ist vollkommen schal und abgestanden; wer mir sagt ,ich war gestern in .Iphigenie', welch Hochgenuß!' der lügt oder ist ein Schaf und Nachplapprer." Theodor Fontane, Briefe an Georg Friedlaender. Hrsg, und erl. von Kurt Schreinert. Heidelberg 1954. S. 124.
13 Über Fontanes Verhältnis zu Natur finden sich wichtige Beobachtungen bei R. Schäfer, vgl. A. 6, S. 74 f.
14 Schäfer S. 69.
15 Brief Fontanes an Gustav Karpeles vom 14. März 1880 (IV, 3, 66).
16 Ebd.
17 Gustav Radbruch, Theodor Fontane oder Skepsis und Glaube. Leipzig 1945, 2. Aufl. 1948; das Zitat auf S. 49.
18 Diese Szene behandelt ausführlich R. Schäfer, a. a. O. S. 87 f.
19 Ein Beispiel für eine Jugendstil-Melusine bildet das „Melusinemärchen", die Mitteltafel eines Tryptichons von Heinrich Vogeler aus dem Jahre 1910. — Eine farbige Abbildung davon auf dem Umschlag von Heinrich Wiegand Petzet, Von Worpswede nach Moskau. Heinrich Vogeler. Ein Künstler zwischen den Zeiten. Köln 1972.
Walter Hettche (München)
Fontane und Karl Immermann
Zr einem Kapitel in VOR DEM STURM
Das 14. Kapitel des IV. Bandes von Fontanes Vor dem Sturm steht in vieler Hinsicht an zentraler Stelle des Buches. Nicht nur äußerlich bildet es den Mittelpunkt des 28 Kapitel umfassenden vierten Teils des Romans. Auch die Handlung strebt einem Höhepunkt zu, denn die Vorbereitungen des „Sturmes" sind in eine entscheidende Phase getreten. So hat man im vorhergehenden Kapitel den .Plan auf Frankfurt' besprochen, und bereits im folgenden Abschnitt, der zum Teil zeitgleich mit dem im 14. Kapitel ablaufenden Geschehen Stattfindendes erzählt, unternimmt man die .Rekognoszierungsfahrt' von Hohen-Vietz nach Frankfurt, wie es schon in der Überschrift heifjt. Zwischen diesen beiden Kapiteln bildet das 14. mit dem Titel .Eingeschlossen' ein retardierendes Moment im Romangeschehen.
Diejenigen Personen, die nicht an der „Rekognoszierungsfahrt" teilnehmen — unter ihnen Lewin, Tubal, Renate und Familie Kniehase — versammeln sich in der Kirche zu Hohen-Vietz, wo Prediger Seidentopf im Rahmen seiner Predigt Friedrich Wilhelms III. .Aufruf an Mein Volk' verliest. Man hat gezeigt, dafj Fontane für diese Predigt eine Predigt Schleiermachers zum Vorbild
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