Heft 
(1990) 49
Seite
446
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Karl Immermann: Werke in fünf Bänden. Hrsg. Benno von Wiese u. a. Frankfurt am Main 1972. Bd. III.

7 Der Auffassung Walter Morgenthalers vermag ich mich nicht anzuschiießen. Er schreibt: .Als Sakrileg geradezu äußert sich Liebe in der Kirche, wo die Liebenden nach der Bauerntrauung eingeschlossen (!) werden und sich selbst weihen. Es gehört zur Zweideutigkeit des Dargestell­ten auch hier, daß der Erzähler das Frevelhafte nicht bekennt und den Diakon selbst den stummen (!) Segen geben läßt." (W. Morgenthalers Bedrängte Positivität. Zu Romanen von Immermann, Keller, Fontane. Bonn 1979, S. 31. Die Ausrufezeichen, über deren Aussage­wert ich mir nicht im klaren bin, stammen vom Autor.)

Ganz im Gegenteil ist es doch eher so, daß der Diakon und der Erzähler übereinstimmend die Handlungen der Liebenden eben nicht als Sakrileg sehen und auch nicht als solches gewertet wissen wollen. Ob solche Handlungen .außertextuell", etwa von der realen christlichen Glaubens­gemeinschaft, als Sakrileg angesehen werden, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.

In memoriam Joachim Krueger

Ein Jahr nach unseren Glückwünschen zum fünfundsechzigsten Geburtstag starb am Ostersonntag 1986 völlig überraschend für seine Frau und seine Kinder, nicht minder für uns, das erfahrene Redaktionsmitglied derFontane- Blätter", unser Freund und Kollege Dr. phil. Joachim Krueger. Am 22. April haben wir ihn zu Grabe getragen, er ist in Berlin-Baumschulenweg beigesetzt worden.

Zur trauernden Erinnerung gibt es viele Gründe. Joachim Krueger vereinte in sich die Tugenden des Bibliothekars mit den Fähigkeiten eines Herausgebers und Literaturhistorikers. Wer die Auswahlbibliographie in Heft 40 zur Hand nimmt, wird verstehen, welcher Verlust uns getroffen hat. Und nicht zuletzt klafft da die Lücke, die ein Mensch hinterlassen hat, der sich durch Kollegialität und nimmermüde Hilfsbereitschaft auszeichnete. Wir ehren sein Andenken auch, indem wir auf seine Arbeiten hinweisen und deren Wissensreichtum nutzen.

O. K.