Heft 
(1878) 21
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setzte sich, und drehte die Schädel rund. Dann ging das Spiel an, Hänschen schob gut, aber die Männer schoben noch besser, Hänschen verlor etwas, und das Spiel fing wieder an, Hänschen schob und rief freudig:Alle Neun!" ^,Nein, zwölf!" riefen die Männer mit dumpfem Ton, und verschwanden mit Knochen und Schädeln, und die alte Uhr auf dem Schloßthurm schlug zwölf.Nun so was!" rief Hänschen.Ist das auch eine Manier^ Erst locken sie mir mein bischen Geld ab, und nun ich gut schiebe, machen sie sich aus dem Staube." Darauf legte er sich wieder in das Bett, das heute ganz ruhig blieb, und schlief bis an den Hellen Morgen.

Heute wird er wohl nicht mehr am Leben sein," sprach der König, als er auf Hänschens Zimmer zuging,ich höre ihn nicht wie gestern schnarchen, wird wohl aus fein mit ihm." Aber Hänschen ermunterte sich sehr schnell, und sprach:wünsche wohl geruht zu haben, Majestät!" Gleichfalls, danke schön!" antwortete der König,wie ging es diese Nachts"Recht hübsch, danke der gütigen Nachfrage, Herr König!" antwortete Hänschen,es war eine Sorte Schlotfeger da, sie kamen zum Schornstein herunter­gefahren und wir haben mit Todtenbeinen gekegelt." Dem König schauerte die Haut, und er sagte:Aber das ist ja ganz gruselig!"was denn, Herr Königs" fragte Häns­chen.Das eben!" erwiderte der König.Nun Glück zu, zur dritten Nacht!"

'S ist doch recht fatal, daß ich nimmermehr das Gruseln lerne!" sprach Hänschen zu sich selbst, als die dritte Nacht herbei kam. Auf einmal entstand ein großer Rumor, sechs Männer traten in das Zimmer, die trugen eine Todtenlade auf der Bahre, stellten sic vor Hänschen hin und verschwan­den. Hänschen dachte: wer mag da drinnen licgcns und öffnete den Sarg. Da lag einer drin, der war ganz steif und eiskalt.Ach den friert, er ist ganz steif vor Zroft," sagte Hänschen,den muß ich wärmen!" hob den Todten aus dem Sarge, und trug ihn an sein 8euer, aber er blieb kalt.Der muß ins Bette, da wird er schon erwärmen" und nahm ihn und legte ihn ins Bette, und sich dazu. Nach einer weile wurde der Todtc warm und wachte auf, und machte sich breit und sagte:wer hat dir geheißen mich in meiner Ruhe störens Jetzt sollst du sterben!" Ist das eiligs" fragte Hänschen, packte Jenen rasch an, warf ihn in die Todtenlade, den Deckel darauf und schraubte denselben schnell zu. Da kamen gleich die sechs Männer wieder, die hoben den Sargkasten auf und trugen ihn fort.

Bald darauf trat ein gräulicher Riese herein, mit großem langem Bart, der schrie:Wurm! Jetzt mußt du sterben! Du mußt mit mir!"Ich gehe nicht mir dir!" sagte Hänschen.Es pressirt mir nicht; ich habe noch zu thun, wie du siehst!" und setzte sich an die Drehbank, und trat das Rad, und drehte die Spindel, und hielt den Meißel an das Werkholz. Der Riese bog sich über das Rad her, und wollte Hänschen fassen. Mit einem Male schrie er aber laut:Au! au! mein Bart, mein Bart!" Es war das Ende des Bartes zwischen die Darmsaite, die das Rad um­schlingen half, gekommen und hatte sich durch das schnelle

Drehen fest gewickelt und zog den ganzen Kopf nach sich, und Hänschen trat frisch darauf los, und sagte:Kerl, Hab Acht, jetzt drehe ich dir deine große Nase ab, und drehe dir die Augen aus, und drehe aus deinem dicken Kopf eine Kegelkugel, so wahr ich Hänschen heiße!" Da gab der Riese die besten Worte, Hänschen solle ihn gehen lassen, er wolle ihm auch die drei Kisten voll Gold zeigen, eine sei dem König, die zweite sei den Armen bestimmt, die dritte wolle er ihm schenken.Nun wohl," sagte Hänschen:gib das Ding her, aber bis ich's habe, bleibst du in den Bock gespannt, und trägst die Drehbank auf deinen Schultern."

Das war ein unbequemes Tragen, die Bank auf den Schultern, und den Bart ins Rad verflochten, das zog. Der Riese ging nun in ein andres Zimmer voran und zeigte Hänschen die Kisten voll Gold. Indem schlug cs zwölfe, und da verschwand er, und die Drehbank stand ohne Träger. Hänschen war es, als ob die Kisten auch Miene machten zu verschwinden, da rief er:Halt, halt!" und faßte sie und hielt sie fest, und zog sie hinüber in sein Zimmer, worauf er sich schlafen legte, wieder ohne Gruseln.

Am andern Morgen kam der König und fragte:Nun, diese Nacht war dir'S doch ganz gewiß recht gruselig^"

wie so denn, Herr Königs" fragte Hänschen.Ich habe eine Kiste voll Gold geschenkt bekommen, auch eine für euch, und eine für die Armen. Muß es einem gruselig werdcu, wenn man Gold geschenkt bekommt^"

Du hast Großes vollbracht!" sprach der König. Durch deine Furchtlosigkeit hast du das Schloß von den Poltergeistern befreit, und den verzauberten Schatz an das Licht gezwungen. Du sollst auch deinen Lohn haben, und meine Tochter heirathen!"

Gbligirt, Herr König!" sagte Hänschen:es ist aber doch Schade, daß ich heirathen soll, und bin noch so dumm, daß ich noch nicht das Gruseln gelernt habe."

D mein lieber Sohn und Schwiegersohn!" erwiderte der König.Hcirathe du nur, da wird sich alles finden. Es hat schon Mancher das auch nicht gekonnt, und hat ge- heirathct, und da ist er außerordentlich gruselig geworden, und hat die Gänsehaut nicht wieder los werden können."

Selbige Hoffnung freut mich, Herr König!" rief Hänschen vergnügt aus.

Bald war herrliche Hochzeit, Hänschen war sehr glück­lich, sehr reich, und hatte eine wunderschöne 8rau, doch sagte er:weiß nicht, wie lange cs noch dauern soll bis ich's Gruseln lerne."

Nun warte, Hänschen! Dich soll cs doch noch gruseln," sprach zu sich selbst die junge Königin, Hänschens Gemahlin, ließ einen Eimer Wasser mit kleinen Gründlingen und Ell- ritzcn hcrbcischaffen, und da Hänschen schlief, nahm sic ihm die Bettdecke weg, und schüttere den Eimer voll Wasser und 8ischlcin über Hänschen her.Brrr!" fuhr er auf und schnappertc vor Kalte.Mir träumte, ich wäre in den 8ischteich gefallen Brrr! Es gruselt mich, es gruselt mich! Hab' eine Gänsehaut wie ein Reibeisen! Siehst du, liebe 8rau^ Endlich nun nun kenn' ich das Gruseln, nun kenn' ich das Gruseln."