deutsche Kunst zwischen ca. 1860 und 1918 überhaupt war, wie sich Kunstpolitik des neu gegründeten Deutschen Kaiserreiches und der Hohenzollern in Kunstwerken, vornehmlich Denkmälern und Bauten, manifestierte.
Besonders hervorzuheben ist, daß es dem Arbeitskreis bzw. dem Verlag gelang, hervorragende Kunsthistoriker zu finden, die fast alle schon vorher mit guten Beiträgen zur Erforschung der Kunst des 19. Jahrhunderts in Erscheinung traten. Hier wären u. a. Karl Arndt, Volker Plagemann und Stephan Waetzoldt zu nennen. Die 18 Einzelbeiträge, die der Band umfaßt, sind alle sehr spezieller Natur und einzelwissenschaftlichen sowie monographischen Themen zur Kunst im Deutschen Kaiserreich gewidmet. Umfang und Qualität sind dabei sehr unterschiedlich. So behandelt z. B. der Aufsatz von Stephan Waetzoldt „Museumspolitik — Richard Schöne und Wilhelm von Bode" (S. 481—490) die Gründungsgeschichte und die Rolle der Berliner Museen zwischen 1879 und 1920 am Beispiel zweier Generaldirektoren. Anhand dieser beiden Personen versucht der Autor, die Durchsetzung der Kulturpolitik im Kaiserreich aufzuzeigen. Dabei wird nach Meinung der Rezensentin der Zusammenhang von Kulturpolitik und Museumsarbeit zu allgemein dargestellt. Gerade das Museum hatte und hat eine wichtige Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der Kulturpolitik eines Staates zu leisten. Auch die Rolle der Museen innerhalb der kaiserlichen Kulturpolitik kommt hier leider zu kurz weg, da diesbezüglich Quellenmaterial fehlt. Liegt es nur an einzelnen Personen, ob Politik auch im Museum durchgesetzt werden kann? Die Rezensentin glaubt es nicht. Das Museum ist keine Insel fernab vom Weltgeschehen.
Die meisten Beiträge zeichnen sich durch eine grofje Materialfülle aus, ergänzen besonders das noch lückenhafte Bild der Kunst der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der beiden Beiträge von Harold Hammer- Schenk (S. 121—145) und von Utz Haltern (S. 75—102) steht die deutsche Baupolitik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Im Zentrum „ . . . stand die machtvolle Demonstration des neuen Staates ..." (S. 142). Formen der Renaissance wurden für Kaiserbauten entlehnt, weil sie als besonders repräsentativ galten. Besonders Halterns „Architektur und Politik. Berliner Reichstag" fußt auf wichtigem Quellenmaterial, macht so den Beitrag für den Leser interessant und aussagekräftig.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte erstmals eine zielgerichtete Inventarisation von Bau- und Kunstdenkmälern in Deutschland, wodurch entscheidend die Arbeit der Denkmalpflege beeinflußt werden konnte. Darauf geht u. a. der interessante Artikel von Volker Plagemann (S. 417—429) ein.
Wichtige und qualitätsvolle Aufsätze widmen sich der wilhelminischen Denkmalpolitik: Lutz Tittels Beitrag „Monumentaldenkmäler von 1871 bis 1918 in Deutschland. Ein Beitrag zum Thema Denkmal und Landschaft" (S. 215—275) behandelt sehr umfangreich 19 große Denkmalsetzungen und -projekte des Deutschen Kaiserreichs ab 1871, die in freier Landschaft stehen bzw. dafür vorgesehen waren. So bleiben leider wichtige große Stadtdenkmäler, wie z. B. das „Denkmal für Kaiser Wilhelm I." vor dem Berliner Schloß, von vornherein unberücksichtigt. Tittel unterteilt in Denkmäler gruppen, unterscheidet nach ihrer inhaltlichen Zwecksetzung. So nimmt z. B. das „Hermannsdenkmal" im Teutoburger Wald auf die Ereignisse der Befreiungskriege 1813—1815 Bezug, während das „Niederwalddenkmal" von ihm „ . . . als Hauptdenkmal in Bezug
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