Ein deutsches Fnmlienbtntt mit Illustrationen.
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Erscheint tvöchentlich und ist durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 2 Mark zu beziehen.
Kann im Wege des Buchhandels auch in Heften bezogen werden.
XIV. Ausgaben am 30. Mürz 1878. Der Jahrgang laust MM Wobei! 1877 bis dahin 1878. 18?8. 26.
Wor dem Sturm.
Historischer Roman von Theodor Fontane.
(Fortsetzung.)
Nachdruck verboten. Ges. v. 11./VI. 7V.
Wahrend so an verschiedenen Punkten des Salons über die verschiedensten Themata, über die polnische Krone, Hoppen- marieken und den Volksaufstand zwischen Oder und Elbe gesprochen wurde, lag die ganze Schwere des Dienstes, zugleich die ganze Verantwortlichkeit für Gelingen oder Mißlingen dieses Abends auf den Schultern Doktor Faulstichs. Die Gräfin, nur eine alleroberste Leitung, ein letztes Ja oder Nein sich vorbehaltend, hatte alles andere mit einem leicht hingeworfenen: „VOU8 t' 61 'M toat osls" auf den Kirch-Göritzer Doktor abgewälzt. „Was dem Ziebinger Grafen recht ist, ist der Guser Gräfin billig." Er hatte gehorchen müssen und auch gern gehorcht, aber doch in Bangen. Und dieses Bangen war nur allzu gerechtfertigt. Uebersah er die Situation, so war er eigentlich nur seiner selbst sicher, und auch das kaum. Hundert Fragen drängten ans ihn ein. Wie würde, um nur eine der Nächstliegenden und wichtigsten zu nennen, das Streichinstrument- und Flötenquintett bestehen, das, die musikalischen Kräfte von Selow und Kirch-Göritz zusammenfassend, der Leitung des jungen Guser Kantors, eines nach Tante Amslies Meinung verkannten musikalischen Genies, anvertraut worden war? Würde Kathinka, wirklicher Deklamation zu geschweige«, die Prolog- Ottaverimen auch nur fehlerfrei und ohne Anstoß sprechen können? Würde Alceste die ganze Vorstellung nicht zu sehr als Bagatelle behandeln? War Verlaß auf die Dienerschaften, Männlein wie Weiblein, die mit Dekorationswechsel, Bereithaltung einiger Requisiten, endlich auch mit dem Zurückziehen und Wiederfallenlassen der Gardine betraut worden waren? Denn das Guser Theater hatte noch statt eines rouleauxartigen Vorhanges den von links und rechts her zusammensallenden Teppich. Mehr als einmal schoß dem Doktor das Blut zu Kopf und weckte die Lust in ihm, in dieser zwölften Stunde noch mit einem Demissionsgesuch vor die Gräfin zu treten; aber im selben Augenblicke die Unmöglichkeit solchen Schrittes einsehend, richtete er sich an dem Satze auf, der in ähnlichen Lagen schon so oft geholfen hat: „Nur erst anfangen".
XIV. Jahrgang. 26. b.
So kam neun Uhr; schon eine Stunde vorher waren Mademoiselle Alceste und Kathinka aus dem Salon abgerufen worden. Jetzt trat Eve an ihre Herrin heran, um ihr zuzuflüstern, daß alles bereit sei. Die Gräfin erhob sich sofort, reichte Drosselstein den Arm und schritt durch das Eßzimmer in den dahinter gelegenen Theatersaal, der sich ziemlich genau halbirt in eine Bühne und einen Zuschauerraum theilte. In letzterem herrschte eine nur mäßige Helle, um die Gestalten auf der Bühne in desto schärferer Beleuchtung erscheinen zu lassen. Etwa zwanzig Sessel waren in zwei Reihen gestellt, in Front derselben fünf hochlehnige Stühle für die Musik, in deren Mitte, den Blick auf den Vorhang gerichtet und eine Notenrolle in der Hand, der als Kapellmeister sunktionirende Guser Kantor stand, Herr Nippler mit Namen. Auf den Polstersesseln lagen Theaterzettel, die auf Veranlassung Faulstichs bei dem Buchbinder und Fibelverleger P. Nottebohm in Kirch-Göritz gedruckt worden waren, und jetzt, nachdem alles Platz genommen hatte, sofort einem eifrigen Studium unterzogen wurden. Der Zettel lautete:
1'bsLtrs äa ObLtssn äs lltuss. äsuäi Is 81 Osssrabrs 1812. lls i-s^rässntstioN oouirasnosrs s 9 bsurss.
1. Ouvsrturs äs.
sxsoutäs 80U8 1s, äirsotloii äs Al. bliMlsr, ollsirtrs äs Ouss, xsr 3 vio1on8, 1 Mts st 1 bg,88S.
2. krolvAus. (Nslxomsus.)
3. välmt äs Usäsilloisslls ^1os8ts Lorinivant.
8osn68 äivsr868, xri868 äs (Millsuins llsll. IrsSsäls s» oinq sotss psr lls Nisrrs.
a. 616ots, sxou8s äs tlsll, s'sär688Lnt L 80L llisri:
kourquoi äono siksotsr svso moi os in^tsrs,
Lt ts osobsi- äs mol oorsins ä'uns strsuKärs?
b. Olsot'ä, 8's.ärs88g,Qt L 1s Osräs äs 6s8lsr:
äs veax voir mon. sxoux, vc>u8 inlarrstsn sn vsüi sto. s. Olöoks, 8's,ärss8Liit s 6tö8lsr:
Hast, OtsLlsr! qusnä starssiis un ül8 su ts xrsssnos sto.