Heft 
(1990) 49
Seite
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saic" untersucht (S. 9). Und es ist diese Dialektik zwischen Poesie und Prosa, wobei die Prosa in Poesie umschlägt, weil letztere ihr eigentlich immanent ist, die, wie es mir scheint, nicht immer ganz eindeutig klar wird.

Letztlich jedoch kommt Bance' Buch über die "major novels" Fontanes ein "major" Stellenwert zu unter den neueren Materialien zur Fontane-Forschung. Sein wesentlicher Beitrag liegt in den gründlichen Werkanalysen, in denen der Verfasser sich auszeichnet durch scharfe Beobachtungsgabe, gepaart mit vor­züglicher Kenntnis von Fontanes Gesamtwerk (einschließlich Briefen) und der Sekundärliteratur. Sein anglo-deutscher komparatistischer Ansatz sowie seine Fähigkeit zu Vergleichen zwischen Literatur und Malerei verleihen Bance' Arbeit ihre besondere Qualität. Nicht zuletzt leistet Theodor Fontane: The Major Novels einen bedeutsamen und höchst begrüßenswerten Beitrag zur Förderung der Fontane-Rezeption in den angelsächsischen Ländern, da es den Erwartungshorizont des angelsächsischen Lesers kontinuierlich in seine Be­trachtungen einbezieht.

Elke Richter:Unterhaltungen am häuslichen Herd". Zeitgenössische Wirklichkeitserfahrungen und Tendenzen der Bewußtseinsbildung in der Vermittlung einer bürgerlichen Familienzeitschrift (1852 1860), Phil. Diss. Leipzig 1985 (Rez. Petra Boden, Berlin)

Die Verfasserin dieser im ganzen bemerkenswerten Dissertation geht davon aus, daß die im Rahmen einer repräsentativen Zeitschrift bevorzugt behandel­ten Themen aufbestimmte Schwerpunkte des zeitgenössischen Interesses" schließen lassen. (S. 45)

Folgerichtig versucht sie daher, über das Medium Zeitschrift konkrete histo­rische Erfahrungen zu ermitteln und über deren Reflexion Tendenzen der intendierten Meinungsbildung zu erkunden. Mit denUnterhaltungen am häuslichen Herd", die im gewählten Untersuchungszeitraum von Karl Gutz­kow herausgegeben werden und bis zum fünften Jahrgang auch zum Großteil von ihm selbst verfaßte Beiträge enthalten, steht eine Zeitschrift im Mittelpunkt, die einerseitsals Vorläufer des bürgerlichen Familienblattes partiell bereits ein nach 1850 vollkommen neues Phänomen des kapitalistischen Buchmarktes" darstellt, andererseits jedoch betontan die literarische Publi­zistik des Vormärz" anknüpft (S. 3)

Ohne daß die Verf. einen Beitrag zur Gutzkow-Forschung liefern will, liegt ein Hauptinteresse auf der publizistischen Strategie des Herausgebers, die über die Analyse von Einzelbeiträgen (auch anderer Autoren) auf ihre Kontinuität

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