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gewohnt hat, kennt die schrecklichen Wirkungen des Opiums unter den Eingeborenen. Sie können stehlen, ihr Eigenthnm, ihre Kinder, ihre Weiber verkaufen und schließlich einen Mord begehen, nur um Opium zu bekommen."
In China hat der Opiumbau sich auch ganz gewaltig verbreitet, und so erfolgt auch die Vergiftung im Lande selbst. Während die Bauern im ganzen noch frei von dem Laster sind, rauchen mindestens 40 Prozent der Städter das Gift und richten sich zu Grunde. In jeder Gasse Pekings besteht wenigstens eine Opiumbude und in den größeren zwei bis drei. Die Zahl aller Opiumknechte wird auf über drei Millionen angegeben und sie ist im fortwährenden Steigen. Unsere Trunksucht ist nichts im Vergleiche mit den Wirkungen des Opiumrauchens, durch welches Verlust des Appetits, Abmagerung, fahles, bleiernes Aussehen, beständiger Zeitverlust durch vieles Schlafen, allmähliche Erschöpfung des Vermögens, Vernachlässigung der Familie, Hang zur Lüge, Betrügerei, Verkürzung des Lebens um durchschnittlich 15 Jahre herbeigeführt werden. Auch die Verarmung des Landes durch den Opiumluxus ist eine unleugbare Thatsache; unzählige Verbrechen werden dadurch erzeugt. Die unabsehbaren physischen, moralischen und sozialen Wirkungen des Opiums ans China werden in dem Schmerzensansbruch eines Chinesen gekennzeichnet, der ausrief: „Alle Bambusstäbe (Federnhalter) der südlichen Gebirge würden nicht ausreichen, die Nebel des Opiums zu beschreiben; und die Schandflecken desselben wegzuwaschen, brauchte es alle Gewässer der nördlichen Meere."
Ganz richtig betont Professor Christlieb, daß durch den Opiumhandel auch das Missionswerk in China gehindert werde. Der Chinese unterscheidet nicht zwischen Missionaren und Handelsleuten; sie sind von einer Nation, scheinen ihm solidarisch verbunden. „Ihr bringt Gift ins Land, um uns zu ruiniren, und jetzt kommt ihr, uns — Tugend zu lehren?" riefen Chinesen einem Missionar zu.
Wahrlich, es ist an der Zeit, daß England sich aufraffe und der Schmach ein Ende mache ohne Rücksicht auf den Staatssäckel! Wie kann das Land sich im Oriente zum Sittenrichter answersen, wenn es in Asien die Moral aufs gröblichste verletzt? Wohlverstanden: es ist die Regierung, die in Indien das Gift braut und es dann nach China anssührt.
ftriefkasteir.
Auf mehrfache Anfragen erinnern wir daran, das; das Daheim bereits im XI. Jahrgang lS. 438 fi.i ein Lebensbild des am 24. April von seinen langjährigen Leiden erlösten Heinrich Leo ans I>. K ahnis Feder nebst Porträt gebracht hat.
Erklärung.
Bon Seiten des Verfassers der „Persönlichen Erinnerungen aus den Jahren 1848 — 50" werden wir um Veröffentlichung der folgenden Berichtigung ersucht:
Nach den mir durch Vermittelung der Redaktion des „Daheim" seitens des Freiherrn von Minutoli, HnUPtmann und Compagnie- Chef im 5. badischen Jnf.-Reg. Nr. 113, dem Sohne des gleichnamigen ehemaligen Polizeipräsidenten von Berlin, gewordenen Mittheilungen, gebe ich der Ueberzeugung Raum, daß die von mir nach mehrfachen übereinstimmenden zeitgenössischen Publikationen angeführte Rede des damaligen Polizeipräsidenten von Minutoli (Daheim XIV, Nr. 4) in dieser Weise nicht gehalten worden ist. Bis zur Einsicht der mir durch Vermittelung des Hanptmanns v. Minutoli vorgelegten Schriftstücke war es mir entgangen,daß der Polizeipräsident v. M innto li bereits im Jahre 1850 in Nr. 168 der „Neuen Preußischen Zeitung" aufgefordert war, über den von mir geschilderten Vorfall in der Schützenstraße sich zu äußern, und daß derselbe die in „Berlins Barrikaden von Braß" geschilderte Auffassung wie Rede mit der größten Entschiedenheit zurückgewiesen hat. Immerhin ist bei der damaligen Verwirrung und Aufregung ein Jrrthum nicht ausgeschlossen und sind die seitens des Herrn Hauptmaun v. Minutoli beigebrachten Erklärungen glaubwürdiger, bei dem fraglichen Vorfälle nahe bctheiligter Personen so eingehend, und tragen so sehr den Stempel der Wahrheit, daß ich mich jetzt selbst auf die Seite derer stelle, welche anuehmeu, daß der Polizeipräsident v. Minutoli damals im entgegengesetzten Sinne gesprochen habe.
§ »
Wir freuen uns umsomehr, den in dem erwähnten Aufsatz vor- gekommeueu Jrrthum berichtigt zu sehen, als dem verstorbenen Polizeipräsidenten von Minutoli seiner Zeit von Seiten seines Königs die Anerkennung desselben in den wärmsten Worten ausgesprochen worden ist. Der König hat ausdrücklich die ausgezeichnete Umsicht und Hingebung betont, mit welcher Herr von Minutoli sein schweres Amt in schwerer Zeit verwaltete, eine Thatsache, durch die Herr v. Minutoli sich gleich große Verdienste um den Staat wie um die ihm anvertraule Stadt erwarb.
Die Redaktion des Daheim.
Inhalt: Im Wahn. (Fortsetzung.) Novelle aus dem Seeleben von Bernhard Wagener. — Ernstes und Heiteres aus Tholncks Leben. Von einem Schüler des Verstorbenen. — Pädagogische Briefe. II. Hanslehrerbildung. Von I). W. Herbst. — Zur Geschichte der Schuhe. Von Th. M. Mit 10 Abbildungen. — Bor dem Sturm. (Fortsetzung.) Roman von Theodor Fontane. — Am Familicntische: Gestörtes Liebesglück. Zu dem Bilde: Ueberrascht! Bon Professor Siegcrt. — (V c§rcuul villag-o qu'iü npjmlinut, „Iwrliu". — Das Jubiläum eines alten Hausfreundes. — Das Tholnck-Couvikt. — Die Engländer als Volksvergifter. - Erklärung.
So eben erschien:
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