Heft 
(1878) 42
Seite
661
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Ein deutsches FimilieMntt ntit Illustentinuen.

Erscheint wöchentlich nnd ist dnrch alle Bnchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 2 Mark zu beziehen.

Kann im Wege des Buchhandels auch in Heften bezogen werden.

XIV. HlttjNHWH. Aurgkgklirii «m 20. Mi 1878. Dn Ishrgnng löust rom Wobei! 1877 bis dnhi» 1878. 1878. 4^.

Erkämpft.

Novelle von M. Lrmuk.

Nachdruck verboten. Ges. v. 11./IV. 70.

«Fortsetzung.;

III.

Ernst Römer war der Sohn des Gutsbesitzers Römer ans Falkenhagen bei Berlin. Das Gut war mütterliches Erbtheil und die stolze Ottilie von Bernhardi hatte vor Jahren nicht wenig Freier gehabt. Deshalb war das Erstaunen groß, als sie alle abwies und den Herrn Römer wählte, der als Administrator eines Nachbargntes zwar allgemein wegen seiner Rechtschaffenheit und wegen seiner landwirthschaftlichen Kenntnisse geachtet wurde, aber vollständig mittellos war. Dnrch ihn kam ein. anderer Zug in die Wirthschast in Falkenhagen, denn es hatte sich nach einer gründlichen Durchsicht der Bücher herausgestellt, daß der Reichthum der vielnmworbcnen jungen Erbin lange nicht so bedeutend sei, als man annahm.

Das junge Paar schien sich aber in diese veränderte Lage mit großer Seelenruhe zu finden. Weit nnd breit gab es keine fleißigeren, aber auch keine glücklicheren Menschen, als die jungen Römers und als ihnen ein Sohn geboren war, schien ihr Glück keine Grenzen zu kennen.

Doch der Mensch denkt, Gott lenkt! Das sollten auch sie erfahren. Die Cholera brach mit großer Heftigkeit in Fälken- hagen aus, und auch Römer, der unermüdliche Krankenpfleger seiner Leute, fiel ihr zum Opfer. Der kleine Ernst zählte damals kaum drei Wochen.

Es war eine schwere Zeit für die junge Mutter; es er­krankten nicht nur mehrere ihrer Leute, es starb auch die Amme, nnd die war bei der Furcht und dem Schrecken, der alle Ge- müther ergriffen hatte, nicht zu ersetzen.

Die Kuhmilch sagte dem kleinen Weltbürger nicht zu, und verzweislungsvoll stand die sonst so muthige, Willensstärke, junge Frau an der Wiege ihres wimmernden Kindes, des einzigen Wesens, das sie noch an diese Welt fesselte; denn außer einem Stiefbruder, mit dem sie immer sehr wenig harmonirt hatte, besaß sie keine Verwandten und infolge ihres schroffen, in sich verschlossenen Charakters nur wenig Freunde.

Aus dieser Noth rettete sie Katherine, damals das frische,

XIV. Jahrgang. 42. ad.

gesunde Weib eines Tagelöhners im nächsten Dorfe, die schon vor ihrer Verheirathung ihrer jungen Herrin gedient hatte und nun mit ihrem Säugling im Arm auf das Schloß zog.

Lassen Sie mich, gnädige Frau," erwiderte sie auf die Einwendungen der Frau Römer, die die Großmuth der von ihr oft hochmüthig behandelten Katherine nicht annehmen wollte. Gott beschützt die Kinder und wird uns nicht verlassen!"

Und sie hatte richtig prophezeit. Der kleine Ernst ge­dieh unter ihrer Pflege sichtlich.

Frau Römer hatte ihr diesen Edelmnth nie vergessen. Ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit war sic gegen Katherine freundlich und milde. Als deren Mann, an dem nie etwas Rechtes gewesen war, nach vier Jahren starb nnd seine Frau mit dein einjährigen Töchterchen (der Knabe war schon vorher ge­storben) allein zurück ließ, schwankte Frau Römer keinen Augen­blick, nahm Katherine mit der kleinen Louise ganz ins Haus und erhob erstere, die die glänzendsten Beweise von Praktischer Tüchtigkeit und unbegrenzter Anhänglichkeit an die Person ihrer Wohlthäterin und an Ernst lieferte, zur Wirthschafterin, d. h. zur Leiterin der inneren häuslichen Arbeiten, während sie selbst unermüdlich in der äußeren Wirthschast thätig war. Setzte doch Frau Römer ihren ganzen Stolz darein, ihrem Sohn der­einst das Gut Falkenhagen in trefflichem Zustand übergeben zu können. Da sie in den ersten Jahren dnrch einen gewinnsüch­tigen Inspektor betrogen worden war, so hatte sie die Zügel selbst in die Hand genommen.

Zur Ausübung ihrer mütterlichen Pflichten behielt sie dabei freilich nur wenig Zeit übrig. Die oft schwierige Lage der Wirthschast nahm fast ausschließlich ihren Jdeenkreis gefangen, wie sollte sie da noch Zeit und Muße für den Knaben finden? Und doch liebte sie ihren Sohn mit fast an Abgötterei gren­zender Zärtlichkeit.

Tief durchdrungen von ihrer Pflicht, ihm neben der Mutter auch Vater fein zu müssen, zeigte sich diese Liebe aber nicht in Liebkosungen und Schmeichelworten, sondern vielmehr in der

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