13 Wolfsolin legte im Jahre 1837 in einem Album eine zum Teil bis heute erhalten gebliebene Sammlung von getrockneten Baumblättern an, auf denen er Ort, Datum und die Namen von Begegnungen mit Freunden und Bekannten vermerkte.
14 Nach dem Original im Varnhagen-Nachlafj in der Bibliotheka Jagiellonska in Krakow; vgl. auch F. Dukmeyer, Varnhagen und die russische Literatur, in: Vossische Zeitung, 1914, Sonntagsbeilage Nr. 29 vom 19. 7., S. 227.
15 Diese Zeugnisse befinden sich in Nachlafjresten bei dem Urenkel Wolfsohns, Wilhelm Wolters, in Dresden.
16 WJilhelm] W(olfsohn], Christian Albert Cruciger, in: Europa. Chronik der Gebildeten Welt, 1848, Nr. 83 vom 5. 10., S. 329 -332.
17 Moskwitjanin (Der Moskauer), 1849, Nr. 6, Heft 2 — Wolfsohns Korrespondenzen waren deutsch abgefafit und von der Redaktion des „Moskwitjanin" ins Russische übersetzt worden. Es handelt sich hier also um eine Rückübertragung, der Originaltext ist nicht überliefert.
18 Nach dem Original in der Lenin-Bibliothek Moskau. — Übers, d. Verf.
19 Theodor Fontane und Bernhard von Lepel. Ein Freundschaftsbriefwechsel, hg. von J. Petcrsen. München 1940, Bd. 1, S. 152 und 159.
20 Brief Fontanes an Gustav Schwab vom 18. 4. 1850, in: Fontanes Briefe in zwei Bänden, hg. von G. Erler, Berlin und Weimar 1968, Bd. 1, S. 40.
21 FAP, Sign. C 108.
22 FAP, Sign. B 391.
23 Theodor Fontanes Briefwechsel mit Wilhelm Wolfsohn, hg. von W. Wolters, Berlin 1910, S. 57.
Es folgt eine Auswahl von sechs Briefen Fontanes an Wolfsohn aus dem ersten Jahrzehnt ihrer Freundschaft, deren Kommentare der eingangs erwähnten, in Vorbereitung befindlichen Neuausgabe des Fontane-Wolfsohn-Briefwechsels entnommen sind.
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(Dresden, zwischen 5. und 8. Juli 1842]
Soeben komme ich von der vielbesprochenen Terrasse 1 , wo ich mich sattsam gelangweilt und — weil es eben nichts Beßres zu tun gab — Deiner in Liebe und Freundschaft gedacht habe.
Ich soll Dir schreiben. Dir Geschichten erzählen 2 , so wunderbar romantisch wie aus „Tausendundeiner Nacht", denn ich lebe ja inmitten des poetischen Dresdens, inmitten des Elbflorenz, das einen Baron Lorenz gebar und einen Hofrat Winkler 3 großgezogen. Aber ach, mir fehlt die Poesie, die Scheherezade, die mir die „märchenhafte Zauberwelt" erst wahrhaft erschließt, und solang ich mit Prosa behaftet, o mehr — von ihr durchdrungen bin, werde ich blind sein für die Reize, die Kunst und Natur vereint mir bieten. Du darfst mir jetzt mit Recht zurufen
„Dein Sinn ist zu. Dein Herz ist tot" 4 ,
und ich selbst lebe der Hoffnung, erst in Zukunft würdigen zu lernen, was mir die Gegenwart schon beut.
Ach, ich hätte Ursache, so recht überglücklich zu sein, und doch ist meine Seele gedrückt, ich habe so viel, ich habe fast mehr, als wonach Abertausende streben und ringen, und doch empfind ich es, mir fehlt ein Etwas, was weder Kitzel der Eitelkeit noch der Sinne mir zu ersetzen vermag. Oft hab ich mich in meinem Übermut vermessen, wahres Erdenglück von wahrer Liebe unabhängig zu wähnen, und immer wieder werd ich durch ein nicht zu ertötendes Gefühl Lügen gestraft. Diese Leere, die mich so häufig beschleicht, und eben dann mich am ehsten erfüllt, wenn mir die Gegenwart äußere Glücksgüter mit vollen Händen in den Schoß wirft — sie wird nicht eher enden, als bis ich die Unbekannte, die Namenlose gefunden habe, die mich mit Sehnsucht erfüllt, nach
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