6 Mit Nachbarschaft ist das 1786 erbaute .Hotel de Saxe" gemeint, das unmittelbar neben der Struveschen Apotheke, dem Ort von Fontanes Tätigkeit, am Dresdner Neumarkt — unweit der Brühlschen Terrasse — lag. — Audi in seiner Korrespondenz für die .Eisenbahn" vom 4. November 1842 berichtete Fontane über Gäste dieses Hotels.
7 Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785—1871), Reiseschriftsteller und bedeutender Gartenarchitekt. dessen Parks in Muskau und Branitz heute zu beliebten Ausflugszielen in der DDR zählen. — Der Dresdner Korrespondent der Berliner „Vossisdien Zeitung" berichtete unter dem 6. Juli 1842 aus der sächsischen Metropole: .Unter den vielen Individuen aller Nationen, welche in dieser Zeit unsere freundliche Hauptstadt meistens nur zu durchfliegen pflegen, hat sich bei einem etwas längeren Aufenthalte besonders der Fürst Pückler hervorgetan, da der weltbekannte Reisende nicht nur durch geistige Anmut und Schärfe die Teiln ihme der hiesigen Gesellschaft fesselte, sondern auch mit seinem gewöhnlichen orientalischen Gefolge von Mohren, Türken und arabischen Pferden hier erschien. Die letzteren sind in der Tat ausgezeichnet schöne Tiere und haben mit Recht alle Hippologen Dresdens in Bewegung gesetzt" (VT, Nr. 158 vom 11. VII. 1842).
8 Der Schnelläufer Ernst Mensen (gest. 1843) zählte nicht — wie die meisten aus der Pückler- schen .Menagerie" — zu den in den dreißiger Jahren während seiner Afrikareisen käuflich erworbenen Sklaven, sondern war einem 1841 erlassenen Ruf Pücklers gefolgt und als Bediensteter nach Muskau gekommen. Dieser .Merkur" trug, wie ein Biograph Pücklers schildert, .türkische Kleidung mit einer lichtblauen, goldgestickten Mütze und einer gleichfarbigen Brieftasche zum Umhängen, die er an einem zierlichen Riemen trug. Derart lief er ohne Ermüdung die vierzig Meisen von Muskau nach Berlin . . . Muskau genügte seinem Raumbedürfnis nicht. Sein Dämon ergriff ihn wieder und er verließ Muskau nach Jahresfrist. Es hieß, daß er die Quellen des weißen Nils entdecken wollte“. — Diese wurden jedoch erst vierzig Jahre später in einem Nebenfluß des Kagera entdeckt.
9 Anspielung auf Hermann Pückler-Muskaus 1834 anonym erschienenes Buch .Tutti Frutti. Aus den Papieren des Verstorbenen".
10 Dieser Mohr hieß Joladour.
11 Der Lord und Pair von England von Waidegrave hatte — aus London kommend — mit der Comtesse von Waidegrave am 27. Juni 1842 im .Hotel de Saxe" Quartier genommen.
12 Der österreichische Erzähler, Lyriker und Dramatiker Karl Johann Braun von Braunthal
(1802—1866, Pseudonym Jean Charles) war wegen eines Streites mit Anastasius Grün 1837 nach Dresden übergesiedelt; er veröffentlichte 1842 viel in der Dresdner .Abendzeitung"; 1843 kehrte er nach Wien zunück. . • ■ »
13 Der Lyriker und Herausgeber thüringischer Volkssagen Adolph Bube (1801—1873) veröffentlichte 1842 in der Dresdner .Abendzeitung" Gedichte und Kritiken.
14 Johann Ludwig Tieck (1773—1853) war 1819 nach Dresden gekommen, er ging im Herbst 1842 nach Berlin und Potsdam.
15 Diese ungenau zitierten, möglicherweise absichtlich abgewandelten Zeilen finden sich im .Dresdner Anzeiger" Nr. 186 vom 5. Juli 1842 im Text einer Annonce, die zum Besuch der Gastwirtschaft auf dem Waldschlößchen einlädt; sie lauten dort: .Wasser trink' ich gar nicht gern / Mit diesem bleibt mir fern! / Bier! Bier! Bier! / Wünsch' ich mir!"
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Letschin, 29. Februar 1844
Lieber Wolfsohn! Gott zum Gruß, mein armer, alter Freund, von dem es mir auch zu heißen scheint, wer für den Kittel geboren ist, kommt nimmer zum Rock. Indessen gutes Mutes! so lange die Sackpaletots modern sind, spielt man auch in einem Kittel eine ganz erträgliche Rolle, da diese beiden Gebilde der Schneiderkunst mindestens Geschwisterkind sind. Wie lebst Du? — welche Frage! Ich glaube, Dein Lied 1 verstanden zu haben. Soll ich Dich trösten? Das versteh' ich viel schlechter als das Schimpfen. Soll ich Dich zu einem kühnen Entschluß zu begeistern versuchen? es würde wenig helfen; Du kannst selbst eine gotische Kirche von einem Backofen unterscheiden und ißt — ohne meinen Rat — die gebratne Gänsehaut lieber als eine Schuhsohle. Schlimm ist es, wenn man sich mit Baumrinde begnügen muß, weil es an Besserem fehlt; ach ja, muß ist eine harte Nuß; indessen das Geringste ist besser als von sich selbst zehren. Du weißt das aus Erfahrung — Not und Gram haben einen Magen wie die römische Kirche, sie sind unersättlich; und zehren grade dann am meisten, wenn man ohnehin nichts zu verzehren hat als sich selbst. Ich weiß nicht, ob Du Dich jetzt in einem Silberschacht befindest, doch glaub ich's kaum, und ist's
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