Heft 
(1987) 43
Seite
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Wanderungen durch die Mark Brandenburg" nach dem Namen des Dorfes Ribbeck, das mitten im Havelland gelegen ist. Eigenartigerweise hat der Dichter nur diese Ballade über Ribbeck verfaßt, und die entstand auch erst recht spät im Jahre 1889. Der dritte Band derWanderungen" mit dem Titel Havelland" erschien bereits 1872 - damals noch unter dem TitelOsthavel­land" und erst die zweite stark veränderte Auflage kam dann 1880 mit dem endgültigen Titel heraus.

In diesem Band wird der Name Ribbeck lediglich im Zusammenhang mit dem Dorfe Groß Glienicke erwähnt, da auch dort ein Familienzweig der Ribbecks ansässig war. In der dortigen Kirchengruft sind zwei Ribbecks, Vater und Sohn, bestattet, die beide die gleichen Vornamen Hans Georg tragen. Der Vater, ein Reiterführer aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, zeitweise Stadtkommandant von Spandau, der Sohn, Domherr und Landrat zu Branden­burg, gestorben 1703. Ihre Körper fand Fontane bei seinem Besuch, Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, mumifiziert vor. Das unter der Kirche gelegene Gruftgewälbc ist 1967 geschlossen Worden. Zu dieser Zeit waren die mumifizierten Körper noch gut erhalten. Die eindrucksvollen Epitaphe mit Hochreliefbildnissen kann man heute noch in der vor wenigen Jahren sorgfältig restaurierten Kirche besichtigen.

In Ribbeck selbst, das wohl Stammsitz dieses Geschlechtes war, wird bereits im Jahre 1237 ein Henricus de Ritbeke als Besitzer genannt. Die Schreibweisen des Namens wechseln im Laufe der Zeit. 1335 heißt es Ridbek, später dann Rybekke, Ribbeke, und schließlich wird Ribbeck daraus.

So haben die Ribbecks hier seit Jahrhunderten gesessen, haben ihrem Landes­herren als Angehörige des Adels und als Offiziere gedient, aber ohne beson­ders aufzufallen. Dabei waren die Ribbecks ein weitverzweigtes Geschlecht und hatten sogar in Berlin Besitz, wovon heute noch das 1624 erbaute Ribbeckhaus in der Breiten Straße zeugt. Doch sie haben keine bedeutenden oder gar berühmten Militärs oder Staatsmänner hervorgebracht, andererseits gibt es aber auch keine bekannte Skandalchronik, die mit dem Namen Ribbeck ver­bunden wäre.

Der letzte Besitzer des Gutes, der wie manche seiner Vorfahren die Vornamen Hans Georg trug, ehemaliger Rittmeister bei den Husaren in Stendal und über­zeugter protestantischer Christ, hatte ein tragisches Schicksal. Er machte aus seiner Feindschaft zum Naziregime kein Hehl. Wenn ihn der Ortsgruppen­oder der Kreisleiter der Nazipartei aufsuchten, so ließ er sie nicht in seine Wohnung. Sie mußten auf den Korbstühlen in der Vorhalle des Hauses warten und wurden dort abgefertigt, ohne daß er ihnen die Hand gab oder gar den Arm zum Hitlergruß erhob. Auch mit seiner Meinung über Hitler und seine verbrecherische Kriegspolitik hielt er nicht immer zurück und hatte Ver­bindung mit jenen Kreisen, die am 20. Juli 1944 dann Hitler zu stürzen ver­suchten. Er wurde im Frühjahr 1944 verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert, wo er noch am 2. April 1945 durch Genickschuß ermordet wurde.

Nach dem Kriege im Herbst 1945 wurden durch die demokratische Boden­reform 955 Hektar des Gutes auf Umsiedler und Landarbeiter aufgeteilt. Das Dorf, in dem schon 1954 eine LPGJunges Leben" entstand, die damals bereits 800 Hektar Land und 300 Hektar Wald bewirtschaftete und sich der

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